Guiding mit Raspberry Pi und Aufnahmen mit der Sony NEX-5r - wie dithern?

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    • Guiding mit Raspberry Pi und Aufnahmen mit der Sony NEX-5r - wie dithern?

      Liebe Balkonauten,

      jetzt ist es passiert - ich habe mich von der Notwendigkeit eines Autoguiders überzeugen lassen und seit einigen Tagen kümmert sich ein Raspberry Pi mit Hilfe einer Guiding-Kamera (ALCCD-QHY 5-II) am Sucherfernrohr meines Skywatcher Newton 130/650 PDS um diese Aufgabe.
      Auf dem Raspberry Pi ist der "astroberry Server" (astroberry.io/) installiert, der mit KStars/Ekos und PHD2 mächtige Guiding-Softwarepakete enthält. Als Montierung setze ich eine Vixen GP ein, die mit einem Skywatcher-EQ5-Motorset auf beiden Achsen angetrieben wird. Dieses Setup funktioniert soweit prima.

      Als Aufnahmekamera verwende ich schon länger eine astromodifizierte Sony NEX-5R. Da sie für den Astroeinsatz einzig über Infrarot sinnvoll fernsteuerbar ist, kümmert sich der oben erwähnte Raspberry Pi schon seit längerem auch um die Aufnahmereihen: Ein Shell-Script steuert über lirc eine Infrarot-LED, die wiederum die Kamera auslöst. Dieses Script kann natürlich parallel zum Guiding laufen und ich erhalte scharfe Aufnahmen. Allerdings ist auf diese Weise kein Dithering möglich: Wenn das Aufnahme-Script parallel zum Guiding läuft, kann die Guiding-Software nicht wissen, wann die Lücke zwischen zwei Aufnahmen ist, also wann "gedithert" werden kann. Es muss also irgendwie synchronisiert werden, wenn ich das Prinzip des Dithering richtig verstanden habe.
      Das war übrigens ohne Guiding gar kein Problem, da die Aufnahmen mit der Zeit durch fehlende Nachführkontrolle zwangsläufig "wanderten" :thumbsup:

      Nun sind Ekos und PHD2 in der Lage, komplette Aufnahmereihen inklusive Dithering automatisch auszuführen: Aufnahme - dithern - Aufnahme - dithern usw. Zur Ansteuerung der beteiligten Geräte wird der "indiserver" verwendet, der die Geräte über entsprechende Treiber einbindet. Mein Problem dabei: Für die Sony NEX-5 gibt es keine INDI-Treiber. Ich frage mich aber, ob es irgendwie möglich ist, mein Script als "Aufnahmeprogramm" in Ekos oder PHD2 zu integrieren, so dass eine derartige automatische Aufnahmereihe trotzdem möglich ist.
      Hat jemand ein derartiges Problem schon mal gelöst? Oder gibt es andere Foren, in denen mir jemand weiterhelfen könnte? Auf die Schnelle würde mir nur manuelles Dithern alle paar Aufnahmen einfallen.
      Sagt bitte nicht, ich brauche eine andere Aufnahmekamera :|

      Viele Grüße
      Gunther
    • Hallo Gunther,

      wie das mit den Sony Kameras läuft kann ich Dir nicht beantworten. Ich würde an deiner Stelle die Herrausgeber der Software anschreiben. Vielleicht haben die eine Lösung.

      Alternativ versuche doch mal eine Pause zwischen den Aufnahmen von 120 Sekunden einzurichten. Das sollte ausreichen?

      Noch eine Erklärung zum Dithern. Du schreibst, dass Du bisher automatisch gedithert hast, weil deine Monti ohne Guiding einen Versatz produziert. Das ist leider falsch! Der Versatz ohne Guidig ist immer in die gleiche Richtung und Du produzierst einen "Fixed Pattern Noise". D.h., dass Hotpixel etc. ein Streifenmuster generieren - das wird nur durch den zufälligen Versatz in ALLE Richtungen beim dithern erfolgreich vermieden.
      Klaren Himmel wünschen

      Antina und Karsten

      astrokarsten.wix.com/farbe-des-universums/

      Astrobin
    • Hallo Karsten,

      an die große Pause zwischen den Aufnahmen habe ich auch schon gedacht, das probier ich mal aus.
      Das Streifenrauschen kenne ich, hatte ich aber bei den letzten Bildern nicht mehr. Vermutlich, weil sie sich über mehrere Abende verteilten und ich somit auch eine zufällige Ausrichtung hatte.

      Ich glaube mich zu erinnern, dass hier noch weitere Forenmitglieder mit Sony-Kameras arbeiten und vielleicht eine Lösung für das Dithering gefunden haben, wenn auch mit einem anderen Guiding-System.

      Viele Grüße
      Gunther

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gunther ()

    • Liebe Balkonauten,

      ich glaube, ich habe es gelöst. Die Vollmondzeit war mit ihren Wolkenlücken sehr hilfreich.

      Also, anders herum wird ein Schuh daraus: Es muss nicht die Hauptkamera von PHD2 angesteuert werden, sondern PHD2 von meinem Aufnahme-Script über das Interface des PHD2-Servers. So kann ich im Script zwischen den Aufnahmen ein Dither-Kommando absetzen und das wars.
      Für das Dither-Kommando gibt es hier eine schöne Vorlage: github.com/agalasso/phd2client
      Diese habe ich angepasst, so dass es sich in den laufenden Guiding-Prozess einklinkt und nach dem Dither-Befehl nur noch das Settling abgewartet wird. Scheint super zu funktionieren.

      Viele Grüße
      Gunther
    • Liebe Balkonauten,

      nach mehreren ergebnislosen Abenden scheint es jetzt einigermaßen zu laufen: PHD2 bescheinigt meinem Setup eine durchschnittliche Guiding-Abweichung von unter 2 Bogensekunden. Das klingt erstmal viel, aber das hat mich einige Anstrengungen gekostet und ich musste dafür am Getriebespiel meiner betagten Vixen GP einiges drehen (DEC Backlash war riesig!). Ich fürchte, viel mehr ist mit meiner Montierung nicht drin. Mit meiner Kamera und meinem 650mm-Teleskop erreiche ich aber ohnehin nur eine Auflösung von 1,5" / Pixel, so dass ich mit den <2" ganz zufrieden bin. Oder sollte ich das nicht?

      Aber darum geht es gerade gar nicht. Ich habe mal ein Standardmotiv aufgenommen und frage mich, was das für merkwürdige Linien links unten sind:


      (62 x 180s bei ISO 800 mit Sony NEX-5Ra an Skywatcher N130/650, Guiding mit PHD2, bearbeitet mit SiriL und Gimp)

      Es scheinen verlängerte, aber unterbrochene Spikes der hellsten Sterne zu sein. Wie kommt sowas zustande? Sie sind auch auf Einzelaufnahmen zu sehen, ein Stacking-Effekt ist es also nicht.

      Viele Grüße
      Gunther
    • Hallo Gunther,

      prima dass es jetzt läuft! Über den Wert würde ich mir jetzt nicht so viel Gedanken machen. Hauptsache die Sterne werden rund!

      Hast Du den Bildausschnitt mit M45 extra so gewählt? Ein Stück weiter rechts und gedreht wäre für die kompletten Plejaden doch super geworden.

      Die Striche sind wie Zappie schon richtig angemerht hat Reflexe von hellen Sternen - entweder außerhalb des Bildfeldes oder aber auch innerhalb. Was mir auffällt ist das hohe chromatische Rauschen im Hintergrund. Da kannst Du bestimmt was gegen tun?
      Klaren Himmel wünschen

      Antina und Karsten

      astrokarsten.wix.com/farbe-des-universums/

      Astrobin
    • Hallo Karsten und Zappie,

      danke für die Erklärung und für die Hinweise!

      Die Komposition war beabsichtigt, nur leider etwas verunglückt. Der Ästhet in mir sagt, dass HIP 17759 mit auf ein Plejaden-Bild gehört: Er bildet mit seinem Orange einen schönen Gegenpol zu den blauen Plejaden. Normalerweise passt das auch (gerade so) alles zusammen auf ein Bild mit 650mm an APS-C. Hier gab es jedoch etwas Verschiebung durch eine ungenaue Neuausrichtung des Teleskops. Trotzdem war der positive Effekt des Guiding im Vergleich zu früheren Bildern sehr deutlich. Es war sozusagen mein erstes Bild mit erfolgreich laufendem Guiding.

      Mir ging es hier gar nicht ums perfekte Bild. Mir waren die Linien links unten aufgefallen und mich hat sehr interessiert, wo diese herkommen. Dafür gibt es nun eine Erklärung, auch wenn ich sie mit meinem Optikverständnis noch nicht ganz nachvollziehen kann. Solche Linien waren mir auch in anderen Bildern schon aufgefallen, jedoch nicht in dieser Deutlichkeit.

      Viele Grüße
      Gunther
    • Moin!
      Das mit den Spikes ist wirklich ne interessante Sache zu sein.

      zappie schrieb:

      das werden wohl "Atlas & Pleione & HIP 17862" sein, die scheinen da noch reinzustrahen...
      Das glaube ich ehr nicht, die 3 Sterne befinden sich mit auf dem Bild und ihre Spikes können selbst in der Verlängerung nicht die "Striche" sein.
      "Unterbrochene" Spikes der hellsten Sterne im Bild, das glaube ich auch nicht, dazu gibt es zu viele Spikes ohne "Geisterspike" im Bild, zumal nicht alle
      unerwünschten Spikes mit einem reellen Spike im Bild korrelieren.
      Spikes von Sternen, die nicht im Gesichtsfeld sind?

      Gunther schrieb:

      , auch wenn ich sie mit meinem Optikverständnis noch nicht ganz nachvollziehen kann.
      Das kann ich irgendwie auch nicht. Die Spikes sind ja Beugungserscheinungen an hellen Sternen durch die Fangspiegelstreben.
      Wie kann also ein Stern Spikes erzeugen, der gar nicht im Sichtfeld der Kamera ist?
      Und selbst wenn, dann müssen es unheimlich helle Sterne sein, wenn man sich die größten "Geisterspikes" anschaut und mit reellen Spikes im Bild vergleicht.
      Ich meine, das ist was anderes, hat aber mit Spikes zu tun, sonst wären die Geisterspikes nicht so schön wie die richtigen Spikes ausgerichtet.
      Vielleicht ne Reflexion im Teleskop/Kamerasystem?
      Viele Grüße,
      Micha

      "Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten!"- Karat, Der Blaue Planet, 1982
      Meine Bilder auf AstroBin

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von mic ()

    • Hallo Thomas,

      in meinem Fall steuere ich die Software über VNC mit dem PC oder mit dem Tablet. Über VNC werden Bildschirm und Eingaben übertragen. Auf dem PC bzw. Tablet habe ich dazu einen VNC-Viewer (RealVNC), der sich per WLAN mit dem Raspberry Pi verbindet:



      Der VNC-Viewer nimmt Eingaben per Tastatur/Maus/Touchscreen entgegen und stellt den Bildschirm entsprechend dar.
      Die astroberry-Distribution, die auf meinem Raspberry Pi läuft, hat bereits einen installierten und konfigurierten VNC-Server, so dass die Fernsteuerung fast Plug&Play ist.
      Der Raspi ist zu Hause im WLAN eingebunden. Ist dieses z.B. unterwegs nicht verfügbar, startet er automatisch einen Hotspot und kann ihn genauso bedienen (über eine andere IP-Adresse halt).

      Viele Grüße
      Gunther
    • Hallo Gunther,

      zu den Geisterspikes - ich dachte da sofort an meine Spektrograph und die Beugungsbilder höherer Ordnung, die neben dem zur Auswertung verwendeten entstehen.
      Ich habe aber keine Ahnung ob das in der Form bei Beugung an den Fangspiegelstreben entstehen kann.

      Viele Grüße,

      Martin
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Pegasus ()

    • Hallo Martin, hallo Karsten,

      genau, die Geisterspikes liegen genau auf einer Linie mit den echten.
      Ein mir bekannter Physiker hatte auch spontan "Beugung zweiter Ordnung" in Verdacht. Mal sehen, ob der Hinweis in die richtige Richtung führt und ob man was dagegen tun kann. Ich habe solche Geisterspikes auch schon in anderen Bildern gehabt, dort jedoch sehr viel unauffälliger.
      Eventuell hängt es mit meiner Hauptspiegelblende zusammen, denn erst seit ich diese habe, fallen mir Geisterspikes auf.

      Viele Grüße
      Gunther
    • Hallo Thomas,

      die Software ist komplett kostenlos und es gibt sie hier: astroberry.io/
      Das ist eine Linux-Distribution für den Raspberry Pi. Enthalten sind in diesem Paket ein fertig konfiguriertes Linux-System mit einer Sammlung von Astro-Software. Man lädt die Distribution herunter, kopiert sie auf eine Micro-SD-Karte und startet dann den Raspberry von der Karte - eigentlich total simpel. Die Distribution an sich läuft nicht auf einem MiniPC, da er einen anderen Prozessor hat.
      Die darin enthaltene Guiding-Software PHD2 sowie auch weiteres wie Kstars gibt es jedoch auch für Windows und sollte sich auf einem MiniPC betreiben lassen.

      Viele Grüße
      Gunther

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gunther ()