Den Mond - sehen

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    • Den Mond - sehen

      Hallo zusammen,

      momentan sind die Tage eher aufreibend und ermüdend - und jetzt abends ziehen leider Wolken auf.
      Es lohnt nicht, die große Ausrüstung hinten im Garten aufzubauen, aber ganz möchte ich auf entspannende Himmelsbeobachtung nicht verzichten.
      Da bietet sich der kleine TS 80/480mm Apo an, der auf der EQ 5 schnell überall aufgestellt werden kann.
      Jetzt gerade steht er auf der Terrasse, ausgerichtet auf den Mond.
      Momentan drängt es mich auch nicht nach der Fotografie, ich möchte einfach nur sehen-kennenlernen-einprägen und genießen.
      Einen besonderen Genuß bietet hier wieder das Bino, mit dem ich momentan dicht über dem Mare Nectaris schwebe.
      Über Theophilus, Cyrillus und Catharina ist die Sonne aufgegangen, die Krater liegen etwa zur Hälfte aber noch im Schatten, der Zentralberg von Theophilus ist im Gipfel schon beschienen.
      Fracastorius, über dem gestern die Sonne aufging ist inzwischen im vollen Licht.
      Gutenberg, der gestern noch ein schönes Relief bot wirkt heute schon - flach.

      Da der Mond um diese Zeit noch über Nachbars aufgeheiztem Dach steht ist das Bild zwar sehr unruhig, durch das binokulare Sehen allerdings ist das deutlich weniger störend als beim monokularen Sehen.
      Details sind trotz der Luftunruhe sehr klar aufnehmbar.

      Es so zu sehen ist momentan für mich entspannender und befriedigender als der Versuch, möglichst gute Fotos zu machen.

      Vielleicht sollte ich mich wieder mit dem Zeichnen beschäftigen (nicht daß ich ein guter zeichner wäre), das Bino lädt wirklich dazu ein.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Pegasus ()

    • Hallo,

      ich blicke nochmal zurück auf die gestrige Mondbeobachtung; nach Abschluß des ersten Eintrages habe ich noch ein wenig weiter den Blick auf den Mond genossen und wechselte aus dem Mare Nectaris zum Mare Serenitatis. Mir sprangen die Dorsa Lister und Dorsa Smirnov buchstäblich in´s Auge, dieses klare Relief das die beiden Rücken da boten war beeindruckend.
      Nach Süden hin weisen die Dorsa Lister auf Plinius, nach Norden hin stößt man den Dorsa Smirnov folgend auf Posidonius, der mit seinen Rimae zu einem Blick mit höherer Vergrößerung einlädt.

      Leider konnte es dazu nichtmehr kommen, denn der Mond tauchte hinter Nachbar´s Dach.

      Heute nehme ich mir aber erstmal Zeit für einen gemeinsamen Abend im Garten mit meiner Frau (und Pudelhund).
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!
    • Hallo zusammen,

      da der Mond jetzt deutlich später hinter Nachbar´s Dach taucht und das Equipment zur schnellen Beobachtung wirklich schnell einsatzklar ist ging doch noch was am Mond.
      Theophilus, Cyrillus und Catharina stehen jetzt in vollem Sonnenlicht, Gutenberg wirkt nur noch wie der flache Abdruck eines Pantoffeltierchens.
      Sehr auffällig war Krater Proclus am Rand des Mare Crisium; dieser Krater wies einen sehr hellen, also extrem stark reflektierenden westlichen Kraterrand auf.

      Mein Blick wandert wieder zum Mare Serenitatis, wo die Dorsa Smirnov und Dorsa Lister sehr an Tiefe (oder sollte ich sagen Höhe) verlore haben durch den steileren Lichteinfall.
      Dafür ist das Dorsum Buckland sehr auffällig, so terminatornah.
      Die Krater Bessel und Menelaus sind auffällige Details im und am Mare Serenitatis.

      Mein Blick wandert gen Süden durch den Lacus Doloris zu Krater Manilius neben dem Lacus Lenitatis.
      Interessant daß gerade neben dem Lacus Doloris der Lacus Gaudii liegt, Schmerz und Heiterkeit scheinen nah beieinander zu liegen.
      Vorbei an Krater Bocovich dicht bei Julius Caesar zieht sich eine Linie, fast wie gerade mit der Zirkelspitze in den Mond geritzt: Rima Ariadaeus.
      Hier hätte ich gerne eine höhere Vergrößerung gewählt – dann monokular, denn für die zwei 9mm-Okulare wäre die Luft dann doch zu bewegt gewesen.

      Leider war da dann doch Nachbar´s Dach . . . .
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!
    • Hallo zusammen,

      beim heutigen Blick zum Mond sehe ich sehr deutlich, daß ich von den Dorsa Smirnov, Dorsa Lister und Dorsum Buckland nichtsmehr sehe, die Sonne steht schon zu hoch über dem Mare Serenitatis.
      Nach wie vor springt die sehr helle NW-Wand von Proclus ins Auge.
      Die Montes Alpes und Montes Caucasus zeigen schöne streifende Beleuchtung, das Vallis Alpes springt ins Auge.

      Was meine Aufmerksamkeit aber momentan besonders fesselt ist der Krater Ptolemaeus.
      Man kann wirklich zusehen wie die Sonne über den westlichen Ringwall steigt, die Spitzen des sehr ausgezackten Ringwalls haben eben noch sehr lange Schatten auf den Kraterboden geworfen, jetzt ist die Sonne schon höher gestiegen und die Schatten werden drastisch kürzer.
      Die Luft ist heute sehr uunruhig, hochfrequentes Flimmern ist überlagert von niederfrequentem Wabern. Ohne das Bino wäre die Beobachtung wesentlich mühsamer und sicher gingen mir manche Details verloren.

      Da ist Palus Putredinis, der äußere Westwall von Archimedes wird jetzt beschienen, östlich davon Autolycus und nördlich darüber Aristillus.
      Cassini sieht witzig aus mit den zwei Einschlagkratern in seinem Inneren und nördlich das Vallis Alpes.

      Ich schaue südlich zu Rima Ariadaeus und kann sie noch erkennen. Rima Hyginus, westlich davon ist sichtbar aber schon zu steil beleuchtet.
      Es ist faszinierend, zu erleben wie die Sonne in der Terminatorregion höher steigt. Wo eben noch bei den Alpen finstere Nacht herrschte, da werfen die Gipfel jetzt scharfe Schattenspitzen, dafür ist der Grund von Ptolemaeus jetzt schon weitgehend beleuchtet.
      Ich glaube sogar gerade stellenweise feine Farbnuancen erkennen zu können, bin mir aber nicht sicher.

      Für mich sind diese Abende am Mond momentan sehr beruhigend, entspannend und kraftspendend.
      Ich habe das so lange nichtmehr gemacht, in den letzten Jahren habe ich den Mond vor allem am Laptop gesehen – abends habe ich mich vor allem mit Kameraeinstellungen und Datensammeln beschäftigt.
      Ich hatte ganz vergessen, wie schön das reine Sehen – das Beobachten ist.
      Mit der Kamera an Mond und Planeten – ist auf andere Art intensiv, aber wie ich im Rückblick feststelle, in gewisser Weis auch Streß für mich.

      Die Bilder vom Teleskop nehme ich jetzt mit, im Gedächtnis und ich staune, wie klar und detailliert sie sind.
      Fotos im Kopf.

      Ja, ich werde auch wieder fotografieren, aber momentan bevorzuge ich die reine Beobachtung.
      Wie war das mit dem Zeichnen ??
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!

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    • Halbmond ist überschritten.
      Über Plato ist die Sonne aufgegangen, der Ostwall wirft lange Schatten in das Kraterbecken. Das Vallis Alpes wirkt heute bei höherem Sonnenstand deutlich breiter als gestern Abend.
      Das Mare Imbrium steht zu knapp einem Drittel im Licht, Aechimedes ist nun voll beleuchtet.
      Hier muß ich gerade an die Romanserie über das magische Land Xanth denken – der Roman über die Nachtmähren die auf dem Mond leben und den Menschen auch schwierige Träume bringen sollen.
      Märe Imbri hatte dazu selten Lust, sie mochte mehr die schönen Träume, sehr zum Verdruß des Nachthengstes. . . . ich schweife ab.
      Einige Dorsa sind nahe Plato zu sehen aber ich habe jetzt keine Lust, ihre Namen nachzuschlagen. Morgen, wenn ich nach der Arbeit noch Lust dazu habe.
      Über Timocharis im südlichen Teil des Mare Imbrium ist die Sonne aufgegangen.
      Weiter südlich Eratosthenes am Rand der Montes Apenninus; die Sonne beleuchtet die stark strukturierte Ostwand des Kraters. Oberhalb davon auch mehrere Dorsa.
      Die östlich gelegenen Rima Hyginus und Rima Ariadaeus sind nur noch schwach zu erahnen.
      Westlich von Krater Thebit ist deutlich Rupes Recta zu sehen im schrägen Licht. Mit den Felsstrukturen an ihrem südlichen Ende erscheint es mir wie ein Schwert mit Griff und Parierstange.
      Südlich ist Tycho schon gut zu sehen und der Fundort des großen Monolithen – Clavius- tritt aus dem Schatten.
      Hier tritt der Mond nun aber in die Wolken und das war´s für heute.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!
    • Hallo Martin!
      Da hast du dir ja richtig Mühe gemacht, deine Beobachtungen wiederzugeben. Ich konnte beim lesen Recht gut nachvollziehen, wo du gerade mit dem Teleskop bist.
      Du schreibst, dass das Bildermachen für dich gerade Stress ist. Ich finde, gerade am Mond ist es weniger Stress als DS, wo immer alles 150% stimmen muss. Bei Mond und Planeten kann man ruhig auch Mal etwas schlampen :D
      Du warst doch gerade auf einem guten Weg :thumbup:
      Viele Grüße,
      Micha

      "Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten!"- Karat, Der Blaue Planet, 1982
      Meine Bilder auf AstroBin
    • Hallo Micha,

      vielen Dank ! Ich freue mich, wenn sich jemand auch heute noch die Mühe macht, Beobachtungsberichte zu lesen.

      Es war aber garkeine Mühe, es hat mir einen Riesenspaß gemacht, auf dem Mond spazierenzugehen, den 3D Mondatlas im Handy zum schnellen Überblick und den Rükl für Details neben mir.
      Es war vor allem faszinierend, jeden Abend mitzuerleben, wie sich der veränderte Lichteinfall auswirkt.
      Es ist allerdings auch ein Unterschied, den Mond monokular zu beobachten oder mit einem Binokularansatz.
      Es war wirklich ein Genuß, den Mond beinahe plastisch zu erleben.

      Wenn Du mir schreibst, daß ich mit der Mondfotografie auf einem guten Weg bin, dann bedeutet mir das wirklich was ! Vielen Dank !
      Ich werde das auch nicht aufgeben, ich will da auch noch weiterkommen und besser werden.
      Momentan macht es nach einem sehr anstrengenden Tag aber einen Unterschied, ob ich die großen Geschütze auffahre - oder in 5 Minuten mit dem 80mm Apo beobachtungsbereit bin.
      Ich habe dabei auch mit Erstaunen bemerkt, daß die Erschöpfung und innere Unruhe nachließ und ich mich auf etwas sehr schönes fokussieren konnte.

      Ah ja, und noch etwas spielt da rein - meine astronomische Betätigung bestand in letzter Zeit etwas zuviel aus Beschäftigung mit Software.
      Ich habe einfach mal wieder Lust einfach zu sehen. :thumbsup:
      Vielleicht zu zeichnen ( darin bin ich leider grottenschlecht. . .).

      Bilder werden aber auch wieder kommen, es ist ja im Grunde Deine Schuld, daß mich der Mond in jeder Hinsicht inzwischen so fasziniert. :D
      Für die Fotografie brauche ich halt den passenden Himmel - und einen Zustand der von der Totalerschöpfung noch etwas entfernt ist.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

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    • Hallo Martin,

      habe deine Beruchte in den letzten Tagen immer wieder mal gelesen. Hast du sehr schön geschildert.
      Ich habe selbst auch nur mit meinem kleinen Newton beobachtet mit 2,5fach Barlow + 9er ED- und 15mm WW-Okular.
      Das hat richtig Laune gemacht. Es muss eben nicht immer Fotografie sein.
      Ein Blick in die Tiefen des Weltalls ist immer ein Blick in die Vergangenheit.
      Grüße und cs
      Frank
      astrofanweb.de
    • Hallo Martin,

      das sind sehr schöne, inspirierende Berichte, die wieder Lust auf visuelle Beobachtung machen.
      Diese ist bei mir in der Vergangenheit viel zu kurz gekommen. DeepSky kann ich hier aus der Stadtregion visuell weitestgehend vergessen, aber Mond und Planeten gehen auf jeden Fall.
      Und der Mond hat faszinierende Oberflächenstrukturen, die sicherlich in einem Bino besonders zur Geltung kommen. Welches verwendest Du für Deine Beobachtungen?

      Weiterhin viele schöne Beobachtungsstunden.

      Viele Grüße
      Hans-Jürgen
    • Hallo Frank, hallo Hans-Jürgen,

      vielen Dank für euer positives Feedback.
      Das Interessante ist, daß ich über das Sehen und Beschreiben die Bilder fast ebenso klar immer noch im Kopf habe wie am Teleskop.
      Für mich gehören dann auch noch die Empfindungen dazu, die aufkommen wenn ich so beobachte.
      Auch Erinnerungen an meine Anfänge in der Astronomie und deren Entwicklung bis heute.
      Ja, das hat richtig Laune gemacht, leider seither das Wetter nichtsmehr zugelassen und der Beruf leider auch nicht.
      Aber es werden wieder klare Nächte kommen.

      Ein Nebeneffekt ist, daß ich jetzt einiges gesehen habe das ich auch gerne fotografieren möchte.
      Mein bestes Teleskop ist aber eben momentan das, das am schnellsten einsatzbereit ist.

      Ich verwende ein William Optics Bino mit zwei 20mm Okularen, Bildfeld je 66°.
      Dazu eine TS 2x Barlowlinse oder wenn das Seeing nicht zu schlecht ist setze ich zwei TS EZ Planetary 9mm - Okulare ein.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!