NGC7293, der Helixnebel

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    • NGC7293, der Helixnebel

      Im Spätsommer und Herbst 2021 habe ich mit meiner neuen Kamera an insgesamt 6 Nächten Aufnahmen des Helixnebels mit verschiedenen Filtern gemacht. Außer mit Oiii, diesen hatte ich damals noch nicht.
      Qualitativ sind diese Aufnahmen sehr unterschiedlich geworden. Für das Bild habe ich eine Aufnahmenserie in Halpha ausgewählt, die ich bei früheren Bearbeitungen deshalb verworfen hatte, weil die frames erhebliche Nachführungenauigkeiten haben.
      Solche Ungenauigkeiten lassen sich ja mit Dekonvolutionsmethoden mit elliptischen PSF ausgleichen, wenn sie nicht zu groß sind. Dann nämlich müsste man mit entsprechend großen PSF arbeiten. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass benachbarte Sterne in die Faltungsoperationen mit einbezogen werden. Es kommt dann zu Bildverfälschungen (Verschiebung von Sternörtern, Veränderung der Sternhelligkeit; das ist jedenfalls bei meinen Eigenbauroutinen so).
      Weil ich nun die Sterne in den Halpha-frames gar nicht verwende, wollte ich mal sehen, was sich aus diesen Halpha-frames herausholen lässt, wenn ich nur den Hintergrund (inkl. Nebel) mit den gleichen Dekonvolutionsparametern bearbeite, wie sie beim kompletten frame halbwegs punktförmige Sternabbildungen erzeugen würde. Das Ergebnis hat mich in seinem Detailreichtum begeistert.







      Hier aber erst mal die Angaben zum Bild:
      Aufnahmeort: Hennigsdorf, Balkon
      ZWO ASI294mmPro am 150/750 GSO-Newton
      Aufnahmen in R,G,B: 10./11.08.2021
      R: 10 x 2'; G: 12 x 2': B: 15 x 2', alle Gain120
      Aufnahmen in Halpha: 11./12.08.2021, 19 x 5', Gain390
      Bildbearbeitung mit regim, fitswork, PS, starnet++, Neatimage
      Der Hintergrund inkl. Nebel ist ein L(Halpha)HalphaGB-Komposit. Der Luminanzkanal ist rein Halpha. Bemerkenswert, dass auch im Zentralbereich viel Leuchten im Halpha ist.
      Ich habe zwar auch CLS-CCD-frames, habe mich aber entschlossen, diese nicht zu verwenden, weil der Detailreichtum dieser frames überhaupt nicht mit den Halpha-frames mitkommt.
      In den Tiefen ist das Bild sehr stark gestreckt. In den dunklen Bereich abseits des Nebels haben sich hier einige störende Strukturen herausgebildet. Ich habe mich dann dazu entschlossen, dort den Hintergrund
      sehr stark einzuebnen, und im Anschluss etwas Rauschen hinzuzufügen. Das habe ich bei dem Bild von Messier55 schon mal gemacht und war ziemlich zufrieden damit. Der Nebelteil ist davon aber ausgenommen
      (Maskierung in PS, Übergangsradius 50 Pixel), aber auch hier ist Rauschen hinzugefügt, jedoch nicht so viel. Das Ergebnis sieht m.E. recht natürlich aus.
      Der Hintergrund selbst ist etwas rotlastig. Das ist denke ich ein Kompromiss, weil ich sehr daran interessiert war, die sehr schwachen Nebelstrukturen im Rot sichtbar zu machen.
      Für die Sterne schließlich, sind die R,G,B-frames verwendet worden.
      Beim Bildkonstrast und der Farbintensität habe ich mich sehr zurückgehalten. Das Bild gefällt mir so am Besten. Sehr schön finde ich, wie sich die zarten Nebelanteile nach draußen hin verlieren.
      Es ist schon erstaunlich, was so in Großstadtnähe und (halwegs) gegen die Stadt möglich ist.
      NGC7293 steht ja im Augenblick ganz nah bei der Sonne. Ich hoffe, dass ich in 'nem halben Jahr noch mal Aufnahmen im Oiii machen kann.
      Nachtrag: Ganz oben rechts in der Ecke das nebelige Objekt ist die Galaxie PGC68899.

      Ich freue mich auf Rückmeldungen und wünsche euch, das es endlich mal wieder einige klare mondlose Nächte gibt (jedenfalls für DeepSky-Freunde).

      Michael
      Ich bin Michael
      Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
      Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
      Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Micha314 ()

    • Hallo Markus,

      ja, der kleine Rotstich im Hintergrund war ein Kompromiss, damit der äußere Ring des Nebels überhaupt so deutlich auf dem Farbbild erkennbar wurde.
      letztlich habe ich diesen Kompromiss gern in Kauf genommen.
      Die vielen Details, auch in den schwachen Nebelpartien, sind der Halpha-Aufnahme zu verdanken. Bei den schwierigen Aufnahmeverhältnissen bei mir sind
      bei dieser Aufnahmeseriewohl alle positiven Faktoren zusammengekommen:
      -Aufnahmen in der zweiten Nachthälfte
      -Aufnahmen eher nach Meridiandurchgang. Hier stört die Lichterglocke Berlins nicht mehr ganz so stark. In dieser Richtung liegen vorwiegend suburbane Siedlungsbereiche.
      -gutes Seeing.

      LG Michael
      Ich bin Michael
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    • Hallo Michael,

      ich finde das Bild ausgesprochen gelungen. Danke für die ausführliche Beschreibung deiner EBV. Deconvolution ist ein sehr mächtiges Werkzeug, was bei jeder Bildbearbeitung dazu gehört.

      Mich würde mal das Zentrum des Helix rein in HA interessieren. Sind dort mehr Details sichtbar, weil das Bild dort sehr glatt aussieht?
      Klaren Himmel wünschen

      Antina und Karsten

      astrokarsten.wix.com/farbe-des-universums/

      Astrobin
    • Liebe Sternfreunde,
      vielen Dank für die Rückmeldungen, ich komme erst heute zum Antworten.

      Hallo Martin, hallo Gunther,
      ja der liebe workflow. Ich bin da auch ständig beim Ausprobieren. Selten läuft die Bildbearbeitung glatt. Wahrscheinlich sind die Rohbilder wegen der schwierigen Aufnahmebedingungen auch immer "störanfällig". Man erinnert sich, wie man bei früheren Bildbearbeitungen solche Störungen in den Griff bekommen hat.
      Das heißt: Erfahrungen sammeln, Notizen machen. Das wird auch immer so bleiben, und es ist auch gut so.
      Bilder wie die Helix hier sind in den Tiefen sehr stark gestreckt. Da handelt man sich grobe Rauschstrukturen im Hintergrund ein. Latent sind die bereits im Rohstack vorhanden, ob mit DSS oder regim gestackt war egal. Das Gute: Im DSO sind diese Strukturen nicht oder kaum vorhanden. Daher die Idee, den Hintergrund gnadenlos zu eben, und dann Rauschen hinzuzufügen. PS bietet zwei modis dafür: Gauss-verteiltes Rauschen und gleichmäßiges Rauschen. hier immer das Gauss-verteilte nehmen, sonst sieht's künstlich aus.

      Ich wünsche euch viele klare Nächte,
      Michael

      Hallo Antina & Karsten,
      ich habe mal den Halpha-Kanal der Helix nochmal hochgeladen. Der Zentralbereich ist ein wenig zusätzlich gestreckt:






      der Zentralbereich ist durchaus nicht völlig glatt. Vielleicht könnte man hier etwas mit DDP probieren. Könnte das was bringen?
      Es sind ja dann zwei Bereiche, die stärker gestreckt werden. Die Streckung habe ich hier anhand der Gradationskurve in PS gemacht.
      Die sieht dann etwas wellig aus. Das könnte aber ein Weg sein.
      Das Bild ist übrigens überhaupt noch nicht geschärft, verträgt aber etwas Schärfe ganz gut.

      Ich wünsche euch endlich mal wieder klare, mondlose Nächte.

      Michael
      Ich bin Michael
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    • Hallo Michael,

      großartig !
      Das sieht wirklich plastisch aus !

      Sehr viele Details und Feinstrukturen !

      Ganz ehrlich, das Bild gefällt mir fast besser als die Farbvariante.
      Es kann eigentlich nicht schaden, neben dem Komposit auch die einzelnen Schmalbandbilder zu zeigen, für mich ist das fast aussagekräftiger als das Komposit.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Was bleibt uns jetzt zu tun übrig ? Nach vorne blicken und Optimismus wagen !!
    • Hallo Martin,
      ja, das sieht wirklich plastisch aus. Ich bin von dem Halpha-Kanal auch begeistert.
      Leider hatte ich im Herbst 2021 noch keinen Oiii-Filter.
      Natürlich stehen aber Aufnahmen mit diesem Schmalbandfilter dies Jahr im Spätsommer/Herbst ganz oben auf dem Programm.

      Schöne klare Nächte wünscht

      Michael
      Ich bin Michael
      Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
      Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
      Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.