Hallo liebe Sternfreunde,
der diesjährige Sommer war, was die Astrofotografie hier bei Berlin betrifft, eher bescheiden.
Für das Bild habe ich vier Nächte auf der Lauer gelegen. Eine Nacht war völlig unbrauchbar, und die übrigen Nächte leider nur teilweise gut:
Nacht vom 08./09. Juli: gut, aber ab 1h00 kam der abnehmende Halbmond hoch
Nacht vom 09./10. Juli: Schleierwolken, unbrauchbar
Nacht vom 10./11. Juli: gut, aber ab 1h00 Schleierwolken
Nacht vom 18./19. Juli: gut, aber ab 1h00 Schleierwolken
Die Zeit mit guten Aufnahmeverhältnissen konnte ich aber optimal nutzen. Aufnahmebeginn war jeweils vor Ende der nautischen Dämmerung mit Aufnahmen im Langwelligen.
Hier die Daten zum Bild:
Aufnahmeort: Hennigsdorf, Balkon
ZWO ASI294mmPro an 350mm/f5-APO
LX-200 Eigenbau Experimentalplattform
Guiding: PHD2
Filter:
R: 8 x 2'; G: 8 x 2'; B: 9 x 5'; ProPlanet642BP: 8 x 60" und 6 x 5'; Halpha: 10 x 10", 8 x 30", 8 x 60" und 17 x 5'
Weitere Aufnahmen in Oiii waren mit Ausnahme der hellen Nebelbereiche von M8 unbrauchbar. Auch die CLS-CCD-Aufnahmen sind qualitativ nicht sehr gut geworden.
Die Bildbearbeitung: PI, PS, Starnet++, Neat Image, regim
Aus den unterschiedlich lang belichteten Aufnahmesreien in Halpha, sowie den beiden Aufnahmeserien mit dem Proplanet habe ich in PI HDR-Bilder erzeugt
(HDR-Composition und HDR-MultiscaleTransform). Die Ergebnisse haben mir sehr gefallen.
Aus den RGB-Bildern und dem ProPlanet-HDR habe ich ein LRGB erstellt. Den Blaukanal hatte ich deutlich länger belichtet. Die kurzwelligen Aufnahmen sind unter meinen
Aufnahmebedingungen sehr problematisch, wenn es um die Wiedergabe feiner Strukturen geht.
Das LRGB ist dann mit Starnet++ in zwei Bilder (Hintergrund, Sterne) separiert worden.
Für die Farbanpassung des Sternenbildes: Automatische Farbkorrektur mit regim, anschließend Beseitigung der Grüntöne mit PI (SCNR) und abschließende Korrektur per Hand (PS).
Beim Hintergrundbild ist der Rotkanal durch das Halpha-HDR ersetzt. Der Blaukanal musste separat einer Rauschminderung unterzogen werden. Er hatte das mit Abstand schlechteste
Signal/Rausch-Verhältnis (SNR). Erst danach habe ich auf das Bild eine (vorsichtige) Rauschminderung mit NeatImage angewendet.
Schließlich war es eine gute Idee, die Dynamik des Hintergrundes in PS deutlich anzuheben, allerdings mit Ausnahme der hellen Nebelbereiche, die sonst klatschbunt geworden wären.
Was den unteren linken Bildrand sowie den linken unteren Bildrand betrifft, habe ich ein Problem mit einfallendem Streulicht während der Aufnahme. Das lässt sich recht gut in PS auffangen,
wenn man diese Bildbereiche selektiv nachbearbeitet (Farbbalance, Helligkeit, Kontrast). Auch hier hat mich das Ergebnis überzeugt.
Und noch eine Anmerkung: Es wird empfohlen, das separierte Sternenbild als Ebene in PS im Modus "Hinzufügen" einzuspeisen. Die Sterne im Bereich der hellen Nebelpartien waren dann aber
massiv ausgebrannt. Nimmt man jedoch den Modus "Negativ multiplizieren", dann kann man das erfolgreich vermeiden.
Mit dem Endergebnis bin ich überaus zufrieden. Dem Bild ist kaum anzumerken, dass beispielsweise Messier 8 bei mir maximal 13° über den Horizont kommt, und die Aufnahmen z.T.
merklich gegen den Berliner Großstadthimmel gemacht worden sind.
*
Der Lagunennebel M8 gehört ja zusammen mit Sh2-29 sowie dem Trifidnebel (M20) zu einem sehr ausgedehnten Gas-Staub-Komplex mit Sternentstehungsgebieten und extrem jungen Sternhaufen. M8 ist der hellste Teil, und er ist nach dem Orionnebel die zweithellste HII-Region. Sehr deutlich ist hier der hohe Reflexionsanteil der heißen jungen Sterne.
Der Komplex ist etwa 4800...5200 Lj. entfernt.
Interesant ist der Kugelsternhaufen NGC6544. Er ist der drittnächste aller Kugelhaufen (nach Messier 4 im Skorpion und NGC 6397 im Altar).
Er ist etwa 8400 Lj. entfernt. NGC6544 ist kein großer Kugelhaufen, wirkt aber wegen seiner relativen Nähe recht stattlich. Seine Bahn um den Galaxiskern führt in auf z.T. weniger als 500pc
Abstand zum Kern. Das ist für die Kugelsternhaufen der Galaxis äußerst wenig. Die letzte Annäherung ist allerdings schon 30 Mio. Jahre her. Im Augenblick befindet er sich etwa im Apogalaktikum im maximalen Abstand zum Kern (5,6kpc), durchquert aber gerade die galaktische Scheibe. Die "Zerrissenheit" des Haufens wegen der starken Gezeitenkräfte ist im Bild deutlich zu sehen.
*
Ich wünsche Euch viele schöne klare Nächte
Micha
der diesjährige Sommer war, was die Astrofotografie hier bei Berlin betrifft, eher bescheiden.
Für das Bild habe ich vier Nächte auf der Lauer gelegen. Eine Nacht war völlig unbrauchbar, und die übrigen Nächte leider nur teilweise gut:
Nacht vom 08./09. Juli: gut, aber ab 1h00 kam der abnehmende Halbmond hoch
Nacht vom 09./10. Juli: Schleierwolken, unbrauchbar
Nacht vom 10./11. Juli: gut, aber ab 1h00 Schleierwolken
Nacht vom 18./19. Juli: gut, aber ab 1h00 Schleierwolken
Die Zeit mit guten Aufnahmeverhältnissen konnte ich aber optimal nutzen. Aufnahmebeginn war jeweils vor Ende der nautischen Dämmerung mit Aufnahmen im Langwelligen.
Hier die Daten zum Bild:
Aufnahmeort: Hennigsdorf, Balkon
ZWO ASI294mmPro an 350mm/f5-APO
LX-200 Eigenbau Experimentalplattform
Guiding: PHD2
Filter:
R: 8 x 2'; G: 8 x 2'; B: 9 x 5'; ProPlanet642BP: 8 x 60" und 6 x 5'; Halpha: 10 x 10", 8 x 30", 8 x 60" und 17 x 5'
Weitere Aufnahmen in Oiii waren mit Ausnahme der hellen Nebelbereiche von M8 unbrauchbar. Auch die CLS-CCD-Aufnahmen sind qualitativ nicht sehr gut geworden.
Die Bildbearbeitung: PI, PS, Starnet++, Neat Image, regim
Aus den unterschiedlich lang belichteten Aufnahmesreien in Halpha, sowie den beiden Aufnahmeserien mit dem Proplanet habe ich in PI HDR-Bilder erzeugt
(HDR-Composition und HDR-MultiscaleTransform). Die Ergebnisse haben mir sehr gefallen.
Aus den RGB-Bildern und dem ProPlanet-HDR habe ich ein LRGB erstellt. Den Blaukanal hatte ich deutlich länger belichtet. Die kurzwelligen Aufnahmen sind unter meinen
Aufnahmebedingungen sehr problematisch, wenn es um die Wiedergabe feiner Strukturen geht.
Das LRGB ist dann mit Starnet++ in zwei Bilder (Hintergrund, Sterne) separiert worden.
Für die Farbanpassung des Sternenbildes: Automatische Farbkorrektur mit regim, anschließend Beseitigung der Grüntöne mit PI (SCNR) und abschließende Korrektur per Hand (PS).
Beim Hintergrundbild ist der Rotkanal durch das Halpha-HDR ersetzt. Der Blaukanal musste separat einer Rauschminderung unterzogen werden. Er hatte das mit Abstand schlechteste
Signal/Rausch-Verhältnis (SNR). Erst danach habe ich auf das Bild eine (vorsichtige) Rauschminderung mit NeatImage angewendet.
Schließlich war es eine gute Idee, die Dynamik des Hintergrundes in PS deutlich anzuheben, allerdings mit Ausnahme der hellen Nebelbereiche, die sonst klatschbunt geworden wären.
Was den unteren linken Bildrand sowie den linken unteren Bildrand betrifft, habe ich ein Problem mit einfallendem Streulicht während der Aufnahme. Das lässt sich recht gut in PS auffangen,
wenn man diese Bildbereiche selektiv nachbearbeitet (Farbbalance, Helligkeit, Kontrast). Auch hier hat mich das Ergebnis überzeugt.
Und noch eine Anmerkung: Es wird empfohlen, das separierte Sternenbild als Ebene in PS im Modus "Hinzufügen" einzuspeisen. Die Sterne im Bereich der hellen Nebelpartien waren dann aber
massiv ausgebrannt. Nimmt man jedoch den Modus "Negativ multiplizieren", dann kann man das erfolgreich vermeiden.
Mit dem Endergebnis bin ich überaus zufrieden. Dem Bild ist kaum anzumerken, dass beispielsweise Messier 8 bei mir maximal 13° über den Horizont kommt, und die Aufnahmen z.T.
merklich gegen den Berliner Großstadthimmel gemacht worden sind.
*
Der Lagunennebel M8 gehört ja zusammen mit Sh2-29 sowie dem Trifidnebel (M20) zu einem sehr ausgedehnten Gas-Staub-Komplex mit Sternentstehungsgebieten und extrem jungen Sternhaufen. M8 ist der hellste Teil, und er ist nach dem Orionnebel die zweithellste HII-Region. Sehr deutlich ist hier der hohe Reflexionsanteil der heißen jungen Sterne.
Der Komplex ist etwa 4800...5200 Lj. entfernt.
Interesant ist der Kugelsternhaufen NGC6544. Er ist der drittnächste aller Kugelhaufen (nach Messier 4 im Skorpion und NGC 6397 im Altar).
Er ist etwa 8400 Lj. entfernt. NGC6544 ist kein großer Kugelhaufen, wirkt aber wegen seiner relativen Nähe recht stattlich. Seine Bahn um den Galaxiskern führt in auf z.T. weniger als 500pc
Abstand zum Kern. Das ist für die Kugelsternhaufen der Galaxis äußerst wenig. Die letzte Annäherung ist allerdings schon 30 Mio. Jahre her. Im Augenblick befindet er sich etwa im Apogalaktikum im maximalen Abstand zum Kern (5,6kpc), durchquert aber gerade die galaktische Scheibe. Die "Zerrissenheit" des Haufens wegen der starken Gezeitenkräfte ist im Bild deutlich zu sehen.
*
Ich wünsche Euch viele schöne klare Nächte
Micha
Ich bin Michael
Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.
Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.