Messier 8 (Lagunennebel) mit Sh2-29 und NGC 6544

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    • Messier 8 (Lagunennebel) mit Sh2-29 und NGC 6544

      Hallo liebe Sternfreunde,

      der diesjährige Sommer war, was die Astrofotografie hier bei Berlin betrifft, eher bescheiden.
      Für das Bild habe ich vier Nächte auf der Lauer gelegen. Eine Nacht war völlig unbrauchbar, und die übrigen Nächte leider nur teilweise gut:
      Nacht vom 08./09. Juli: gut, aber ab 1h00 kam der abnehmende Halbmond hoch
      Nacht vom 09./10. Juli: Schleierwolken, unbrauchbar
      Nacht vom 10./11. Juli: gut, aber ab 1h00 Schleierwolken
      Nacht vom 18./19. Juli: gut, aber ab 1h00 Schleierwolken
      Die Zeit mit guten Aufnahmeverhältnissen konnte ich aber optimal nutzen. Aufnahmebeginn war jeweils vor Ende der nautischen Dämmerung mit Aufnahmen im Langwelligen.





      Hier die Daten zum Bild:
      Aufnahmeort: Hennigsdorf, Balkon
      ZWO ASI294mmPro an 350mm/f5-APO
      LX-200 Eigenbau Experimentalplattform
      Guiding: PHD2
      Filter:
      R: 8 x 2'; G: 8 x 2'; B: 9 x 5'; ProPlanet642BP: 8 x 60" und 6 x 5'; Halpha: 10 x 10", 8 x 30", 8 x 60" und 17 x 5'
      Weitere Aufnahmen in Oiii waren mit Ausnahme der hellen Nebelbereiche von M8 unbrauchbar. Auch die CLS-CCD-Aufnahmen sind qualitativ nicht sehr gut geworden.
      Die Bildbearbeitung: PI, PS, Starnet++, Neat Image, regim
      Aus den unterschiedlich lang belichteten Aufnahmesreien in Halpha, sowie den beiden Aufnahmeserien mit dem Proplanet habe ich in PI HDR-Bilder erzeugt
      (HDR-Composition und HDR-MultiscaleTransform). Die Ergebnisse haben mir sehr gefallen.
      Aus den RGB-Bildern und dem ProPlanet-HDR habe ich ein LRGB erstellt. Den Blaukanal hatte ich deutlich länger belichtet. Die kurzwelligen Aufnahmen sind unter meinen
      Aufnahmebedingungen sehr problematisch, wenn es um die Wiedergabe feiner Strukturen geht.
      Das LRGB ist dann mit Starnet++ in zwei Bilder (Hintergrund, Sterne) separiert worden.
      Für die Farbanpassung des Sternenbildes: Automatische Farbkorrektur mit regim, anschließend Beseitigung der Grüntöne mit PI (SCNR) und abschließende Korrektur per Hand (PS).
      Beim Hintergrundbild ist der Rotkanal durch das Halpha-HDR ersetzt. Der Blaukanal musste separat einer Rauschminderung unterzogen werden. Er hatte das mit Abstand schlechteste
      Signal/Rausch-Verhältnis (SNR). Erst danach habe ich auf das Bild eine (vorsichtige) Rauschminderung mit NeatImage angewendet.
      Schließlich war es eine gute Idee, die Dynamik des Hintergrundes in PS deutlich anzuheben, allerdings mit Ausnahme der hellen Nebelbereiche, die sonst klatschbunt geworden wären.
      Was den unteren linken Bildrand sowie den linken unteren Bildrand betrifft, habe ich ein Problem mit einfallendem Streulicht während der Aufnahme. Das lässt sich recht gut in PS auffangen,
      wenn man diese Bildbereiche selektiv nachbearbeitet (Farbbalance, Helligkeit, Kontrast). Auch hier hat mich das Ergebnis überzeugt.
      Und noch eine Anmerkung: Es wird empfohlen, das separierte Sternenbild als Ebene in PS im Modus "Hinzufügen" einzuspeisen. Die Sterne im Bereich der hellen Nebelpartien waren dann aber
      massiv ausgebrannt. Nimmt man jedoch den Modus "Negativ multiplizieren", dann kann man das erfolgreich vermeiden.
      Mit dem Endergebnis bin ich überaus zufrieden. Dem Bild ist kaum anzumerken, dass beispielsweise Messier 8 bei mir maximal 13° über den Horizont kommt, und die Aufnahmen z.T.
      merklich gegen den Berliner Großstadthimmel gemacht worden sind.

      *

      Der Lagunennebel M8 gehört ja zusammen mit Sh2-29 sowie dem Trifidnebel (M20) zu einem sehr ausgedehnten Gas-Staub-Komplex mit Sternentstehungsgebieten und extrem jungen Sternhaufen. M8 ist der hellste Teil, und er ist nach dem Orionnebel die zweithellste HII-Region. Sehr deutlich ist hier der hohe Reflexionsanteil der heißen jungen Sterne.
      Der Komplex ist etwa 4800...5200 Lj. entfernt.
      Interesant ist der Kugelsternhaufen NGC6544. Er ist der drittnächste aller Kugelhaufen (nach Messier 4 im Skorpion und NGC 6397 im Altar).
      Er ist etwa 8400 Lj. entfernt. NGC6544 ist kein großer Kugelhaufen, wirkt aber wegen seiner relativen Nähe recht stattlich. Seine Bahn um den Galaxiskern führt in auf z.T. weniger als 500pc
      Abstand zum Kern. Das ist für die Kugelsternhaufen der Galaxis äußerst wenig. Die letzte Annäherung ist allerdings schon 30 Mio. Jahre her. Im Augenblick befindet er sich etwa im Apogalaktikum im maximalen Abstand zum Kern (5,6kpc), durchquert aber gerade die galaktische Scheibe. Die "Zerrissenheit" des Haufens wegen der starken Gezeitenkräfte ist im Bild deutlich zu sehen.

      *

      Ich wünsche Euch viele schöne klare Nächte

      Micha
      Ich bin Michael
      Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
      Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
      Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.
    • Hallo Michael,

      das Bild ist Dir sehr gelungen. Über 5 Stunden Belichtungszeit sind schon eine Hausnummer. Super Sterne - da sieht man den APO.

      Danke für die Informationen zu deiner Vorgehensweise bei der Bearbeitung. Die Farben kannst Du sehr gut in PixInsight photometrisch anpassen. Regim macht das ja komplett nur nach B-V-Kalibrierung.
      Klaren Himmel wünschen

      Antina und Karsten

      astrokarsten.wix.com/farbe-des-universums/

      Astrobin
    • Hallo liebe Sternfreunde,

      vielen Dank für Eure Rückmeldungen, habe mich sehr gefreut.

      Martin, der plastische Bildeindruck, das ist genau das, was ich bei den Bildern erreichen möchte. Kann das aber schlecht in Worten ausdrücken.
      Es hat m.E. viel gebracht, die Dynamik (nicht die Farbsättigung!) des Hintergrundes deutlich anzuheben.
      Ich schaue jedenfalls immer, wie ich mehr Plastizität im Bild erzielen kann.

      Es scheint mir eine gute Idee, die jeweiligen Stärken von Photoshop und Pixinsight zu vereinen.
      Vieles hier ist sicher Versuch und Irrtum bei der Bildbearbeitung. Wenns gut läuft, dann merkt man sich das halt für später.

      Antina&Karsten, die photometrische Farbkalibrierung habe ich beim nächsten Bild (das wird der Pelikan) drin. Ich nehme hier die
      spektro-photometrisch Kalibrierung. Den nötigen Gaia/SP-Katalog habe ich in PI installiert. Man braucht noch das "Image-Solver"-Script,
      um die erforderlichen Plate-solving-Daten des Bildes zu erzeugen, und dann läuft der Prozess ganz gut.

      Gunter, der Bildkontrast, insbesondere in den hellen Bildpartien, kam bei der Halpha-HDR noch stärker hin. Letztendlich habe ich die
      hellen Nebelbereiche (Hintergrund) im Kontrast danach noch absenken können. Mir ging es auch darum, das "Stundenglas" einigermaßen gut sichtbar zu machen.

      Wegen des Standortes möchte ich später noch was erzählen, und zwar über die Extinktion bei geringen Gestirnshöhen.
      Noch ein anderes Ding ist dann die große Himmelshelligkeit, das kommt wirklich erschwerend hinzu!

      Hier erstmal was ganz anderes:
      Das leidige Thema: Staub auf den Filtergläsern. Natürlich achte ich vor jeder Aufnahmenacht auf Staubfreiheit im Strahlengang.
      Beim Aufbauen vermeide ich auch so gut es geht Erschütterungen.
      Bezeichnenderweise bekomme ich regelmäßig Staubprobleme bei den kurzen Wellenlängen (B,G,Oiii, ev. CLS).
      Diese Bilder müssen bei der Bearbeitung deutlich mehr gestreckt werden als die Bilder bei den langen Wellenlänge die Aun (Extinktion!).
      Da fällt dann wirklich jedes Staubpartikel auf, was man vielleicht auf dem Filter überhaupt nicht mehr sieht.
      Abhilfe schafft hier die Aufnahme von Flat-Reihen für jeden Filter, den ich in der Nacht nehmen möchte.
      Das habe ich bisher noch nicht gemacht, werde es aber künftig berücksichtigen.

      Dieses Verfahren hier unten nehme ich in Photoshop gerne, um solche Staub-Fehler so gut wie möglich zu beseitigen:






      Lade das Bild in PS.
      Erzeuge eine Auswahl: Mit unterschiedlichen Smoothig-Radien experimentrieren. Bei den Rohbildabmessungen von etwa
      4000x3000 Pixeln ist ein Startwert beim Smoothing-Radius von 5 ganz gut.
      Die Auswahl kann mit "Auswahl transformieren" verändert und verschoben werden. Auch das muss man durch Ausprobieren hinbekommen.
      Wenn die Auswahl hinhaut, dann Kopieren, und als neue Ebene einfügen.
      Jetzt mit dem Helligkeit/Kontrast-Regler ganz feine Änderungen vornehmen, bis der Bildfehler beseitigt ist.
      Das klappt insbesondere bei Monochrom-Aufnahmen ganz gut. Bei Farbe verschiebt sich bei verändertem Helligkeit/kontrast
      leider auch die Farbbalance etwas. Obacht!
      Wenn man mit dem Ergebnis zufrieden ist, können die beiden Ebenen wieder vereinigt werden.
      Im Bild oben ist so eine Bearbeitung mal gezeigt. Das Probieren mit Auswahl/Helligkeit/Kontrasst hat etwa 10 Minuten gedauert.
      Das Ergebnis überzeut.
      Noch Eines: Mit dem Klone-Stempel habe ich nicht gearbeitet. Gerade in dem bearbeiteten Bildbereich liegen schwache, aber deutlich
      sichtbare Nuancen im Blauen, die es nicht zu verfälschen gilt. Daher ist es auch wichtig, dass man ein gutes Bild der Region aus dem Netz zum Vergleich liegen hat.

      Wie gesagt, so was tritt bei mir nur bei den kurzen Wellenlängen auf.

      Ich wünsche Euch viele schöne, klare Nächte

      Micha
      Ich bin Michael
      Mein Beobachtungsplatz ist der Balkon meiner Wohnung in der Hennigsdorfer Innenstadt.
      Der Balkon ist in der vierten (obersten) Etage eines Wohnhauses. Er liegt in fast perfekter Südlage mit sehr guter Horizontsicht.
      Meine besondere Leidenschaft gilt der Fotografie weit südlich stehender Objekte.

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