Frage zur Zulast

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    • Re: Frage zur Zulast

      Hallo Willi15,

      ja, die Gewichte sind wirklich nicht ohne - das zerrt schon ganz ordentlich :!:
      Ich habe hier insgesamt 17 Kg an Gegengewicht dran, wenn ich den Newton drauf mache. Der wiegt aber mit Kamera gerade mal 13 Kg. Der Schwerpunkt der Gewichte insgesamt liegt ca 23 cm von Mitte RA-Achse weg - der vom Newton dagegen fast 30 cm :roll:

      Und wenn man fies ist, rechnet man das aus. Hier mal ein paar Rechnungen (die ich zB für meine Monti anstellen musste), um die Kippmomente zu erfahren:

      1 Kg ≙ 9,8 N(ewton).
      Es sei:
      M = Kippmoment; F = Kraft in N; l = Länge in cm (Abstand von Mitte RA).

      Berechnungen für Beobachtung im Meridian (worst case!)
      Newton:
      M = F x l -> M = (9,8 x 13 Kg)N x 30 cm -> M = 3822 N/cm. :roll: Das muss ausgeglichen werden.
      Jetzt die Gegengewichte:
      M = (9,8 x 17 Kg)N x 23 cm -> M = 3832 N/cm Na das passt doch! :mrgreen:

      Also schleudert die Monti locker 30 Kg in der Gegend herum, wobei beidseitig im Ernstfall ca 3825 N/cm an RA zerren. Am Bittersten ist das Ganze in unseren Breitengraden bei Beobachtung im Meridian, erst recht, wenn die Sache nicht gut ausbalanciert ist (Schnecke!). Im Meridian ist in unseren Breiten auch die größte Belastung für die Polklemmung :!: (wobei die Polklemmungen am Äquator schon fast grundsätzlich nichts mehr zum Lachen haben :wink: ).

      OK, das war mal ein kurzer Ausflug :wink: Sorry.

      Also wenn man sich das mal so vor Augen führen kann dann weiß man erst, was so eine Monti leisten muss.
      Ist auch mal sehr aufschlussreich und interessant - finde ich :wink:

      Normalerweise wird bei "Tragfähigkeit" oder "Tragkraft" einer Monti immer das Teleskogewicht angegeben. Die Gegengewichte sind dann bei der Monti mit bei und können besagtes Teleskopgewicht ausgleichen. Naja, normalerweise.
      Vorsicht evtl, wenn Angeboten von "maximaler Tragfähigkeit" gemacht werden! Die Monti trägt an sich vielleicht 25 Kg an Teleskopgewicht - aber die Gewichte reichen nur für eines mit 10 Kg! Dann muss mindestens 1 Gewicht von X Kg dazugekauft werden.

      Aber solche fiesen Schnitzer macht heute eigentlich keiner mehr...

      Viel Grüße
      Matthias
    • Re: Frage zur Zulast

      Hallo Matthias,

      hast Du gut beschrieben. Da weiß man mal was eine Monti so zu schleppen hat.

      Hm...aber irgendwie komme ich mit der Einheitengleichung, in Deiner Rechnung, nicht klar.

      Ich denke, da hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen.

      "Matthias_M" schrieb:

      M = 3822 N/cm


      Ich bekomme da immer "Ncm" raus.

      M = 13kg x 9,8 m/s² x 30cm = 3822 Ncm.

      Da ist Dir ein Schrägstrich reingerutscht. :wink:

      Viele Grüsse

      Schubi
    • Re: Frage zur Zulast

      Hallo Matthias,

      da hast Du ja die ganze Mechanikberechnung ausgegraben ;). Damit habe ich schon seit Ewigkeiten nix mehr am Hut gehabt.

      Ist aber wirklich interessant, sich das mal zu verdeutlichen. Da wundert es einen nicht mehr, dass die Monti manchmal ganz schön "ächzt" :)

      Ich hab' noch eine Verständnissfrage: Die 30cm beim Berechnen des Kippmoments: Ist das der Abstand von Mitte RA zur Mitte Teleskopquerschnitt? Und dann auch noch die Unsicherheit meinerseits: Warum geht da die Länge des Teleskops nicht mit in die Betrachtung ein? Liegt das daran, dass die Länge quer zum Hebel liegt und damit irrelevant für die Betrachtung ist? Bin da wirklich nicht mehr so frisch...

      Viele Grüße
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!
    • Re: Frage zur Zulast

      Hallo Schubi, Hallo Michael,

      "Schubi58" schrieb:

      Da ist Dir ein Schrägstrich reingerutscht. :wink:

      Mann ich hau mich weg! :lol:
      Schubi, ich hab gestern hier gesessen und mich halb dämlich gesucht und dachte immer: Da stimmt doch was nicht!!

      Ja logisch!, das sind Ncm :!: Danke.
      Ich hab zZ auf Arbeit für einen Testaufbau mit N/m² zu tun und hau da diesen blöden Schrägstrich mit rein! Das gibts doch gar nicht...
      Na gut, dann wär das ja auch geklärt. :wink:


      Ich hab damals für die Monti schon etwas rechnen müssen weil ich wissen wollte ob das Lager so, wie ich es bauen wollte, ausreicht. Ist ja alles aus Alu und es gibt da auch dünnere Wandstärken.
      Und da sind mir die hohen Belastungswerte dann doch ganz schön "um die Ohren gesaust". Das hatte ich selbst so auch nicht erwartet. Aber wenn man nur mal kurz darüber nachdenkt, fängt es einem an zu dämmern was da eigentlich so los ist. Zur Bestätigung habe ich mir das von Franke GmbH gegenrechnen lassen. Naja, ich lag nicht wesentlich daneben und dazu noch über den Werten, die die Mitarbeiter dort mir präsentiert haben.

      Die Rechnung da oben hab ich so vereinfacht erst zu Anfang angestellt. Später kamen mögliche Polhöhen, Durchmesser RA-Achse usw dazu. Basis war 15 Kg Teleskopgewicht + Gegengewichte - also ca 30 Kg, die auf die Monti und hier speziell zunächst auf die kritische Lagerung in RA einstürmen. Aber dem vorgespannten einreihigen Vierpunktlager macht das rein gar nichts. Das kann ich locker mit dem 10fachen belasten.
      Das Kippmoment auf das Lager ist eigentlich immer gleich.

      "astromr" schrieb:

      Ist das der Abstand von Mitte RA zur Mitte Teleskopquerschnitt?

      Fast :wink: Du meinst sicher "Mitte RA zum Massenzentrum des Teleskops"? Dann ja!

      "astromr" schrieb:

      Und dann auch noch die Unsicherheit meinerseits: Warum geht da die Länge des Teleskops nicht mit in die Betrachtung ein?

      Ja, das kann einem schon den Kopf zermartern. :wink:
      Du bist grob genommen auf der sicheren Seite, wenn Du das Massenzentrum kennst und dieses innerhalb des Körpers liegt, mit dem Du rechnest.
      Wenn Du einen Körper an seinem Massenzentrum greifst, kannst Du ihn drehen und wenden wie Du willst, er bleibt immer in seiner Lage, in die Du ihn bringst.
      Doch Vorsicht: Für dieses "in die Lage Bringen" benötigt man Kraft. Und diese Kraft ist signifikant nicht nur von der Masse, sondern auch von der Ausdehnung und der jeweiligen Richtung der Ausdehnung des Körpers abhängig!! Das sind immer radiale Kräfte und erfordern je nach Ausdehnung und Richtung unterschiedliches Drehmoment bei gleicher Masse.
      Veranschaulichung:
      Nimm eine Eisenkugel mit 2Kg Gewicht und drehe sie in der Hand. Das ist eigentlich sehr einfach. Jetzt gebe ich Dir eine 2Kg schwere und 1 Meter lange Eisenstange in die Hand, die Du in der Mitte greifst und wie einen Propeller drehen sollst. Und das dann bitte mit gleicher Beschleunigung wie zu vor die Kugel :wink:

      Merkst was?
      Und jetzt will ich mit dem 112 cm langen und 13 Kg schweren Newton GOTO realisieren :shock:

      Die Ausdehnung des Körpers spielt statisch keine Rolle. Das Moment bleibt immer das gleiche - auch in Schräglage - , wenn ich das Massenzentrum "greifen" kann. Auch auf einer Monti mit Gegengewichten, die ihrerseits genau das Gleiche darstellen: Masse mit einem "greifbaren" Zentrum.
      Nur bei schnellerer Bewegung (zB GOTO aber auch Schwingungen :shock: :!: ) sieht das doch schon etwas anders aus. Da spielt die Länge des Teleskopes eine ganz erhebliche Rolle und fordert in erster Linie die Getriebe und Motoren in RA und DEC. Aber statisch betrachtet nicht.
      Die Nachführgeschwindigkeit von 360°/24h würde ich dabei als "quasi statisch" bezeichnen und geht deshalb in die Berechnung nicht mit ein.

      Viele Grüße
      Matthias
    • Re: Frage zur Zulast

      Hallo Matthias,

      danke für die Erklärung! Genau, das Massezentrum ist ausschlaggebend, jetza. Naja, das kann natürlich schon vom Teleskopzentrum abweichen. Aber wenn man da genau sein will, muss ja auch das Gewicht der Monti selbst, also zumindest der Teil, der sich bei RA mitdreht, mit einfließen etc. pp, wird ja beliebig komplex ;)

      Kritisch ist wohl bei nicht-statischer Betrachtung die Beschleunigung, also die Geschwindigkeitsänderung pro Zeit, nicht die absolute Geschwindigkeit, oder?

      Viele Grüße
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!