Hallo,
habe ja schon vor ein paar Tagen mal erzählt, dass ich mit Doppelspikes und Fokus eine Geschichte zu erzählen habe. Hier kommt sie:
Heuer im Frühjahr habe ich mir ein Budget für Astrokram gegeben und auch gleich zum großen Teil ausgeschöpft. Es sollte vor allem der INED70 fotografietauglich werden (Stichwort TS 2" Flattener) und eine Off-Axis-Guider-Lösung sollte her.
Ersteres war eigentlich relativ unproblematisch - der freundliche Händler meines Vertrauens hat mir großzügigerweise sogar einen Rabatt gewährt, da das Teleskop ursprünglich von ihm stammt, auch wenn es in meine Hände nur durch einen Zwischenverkauf kam. Das fand ich positiv. Beim ersten Test hat er aber eine total schlechte Figur gemacht: Die Sterne waren am Rand immer noch lang gezogen! Den Grund konnte ich mir schon denken: Der Händler hatte keine Verlängerung beim Adaptionskit beigelegt, und standardmäßig wird der TS 2" Flattener mit 109mm empfohlen. Beim INED70 wurde aber schon durch die netten Kollegen auf a.de ein besserer Abstand ermittelt: 129 mm. Das steht mittlerweile sogar auf der Homepage von TS. Nur ist das offenbar nicht jedem bekannt. Nunja, eine zusätzliche 20mm Verlängerung nachbestellt und die Sterne sind rund - im gesamten Feld!
Das zweite Projekt, der OAG, gestalltete sich da schon schwieriger. Aber erst auf den zweiten Blick. Beim ersten Blick hatte alles wunderbar gepasst: TSOAG9, kurzbauender T2-Adapter auf EOS, und auf der anderen Seite kommt der MPCC rein. Da der MPCC aber das 48mm-Gewinde erst hinter dem T2-Gewinde hat, also praktisch stufenweise Gewinde aufweist, wurde mir vom Händler ein Zwischenring von T2 auf 48mm empfohlen. Damit passt der MPCC dann an den TSOAG9 dran.
Fehlt noch die Guiding-Kamera: Das Lechner-Modul. Die kommt ja an den Prismenfinger mit angebautem T2-Gewindeadapter. Leider hat mein Lechner-Modul nur ein TouCam-Gewinde, und da hinein einen 1,25" Adapter. Also einen Adapter von T2 -> 1,25" Klemme mitbestellt. War aber schon fraglich, ob ich da noch in den Fokus komme. Und es war tatsächlich ein Problem: Beim ersten Test konnte ich nicht nahe genug an den Prismenstutzen heran - der 1,25"-Adapter hatte zu viel Material dran. Und der nötige Adapter T2->1,25" Klemme kostet auch noch Weg. Also nach einer Alternative gesucht: Vielleicht geht ja direkt was, von T2 auf TouCam? Tatsächlich, sowas wird angeboten. Also stattdessen einen direkten Adapter von T2 auf TouCam-Kamera bestellt. Und zwar einen möglichst kurz bauenden. Nachdem der ankam, zeigten die ersten Tests: Das Problem war immer noch vorhanden, der Fokus ist nicht zu erreichen. Also getestet, gemessen, gerechnet: Wenn man beim T2-TouCam-Adapter die Öffnung zum TouCam-Gewinde noch ein wenig ausdrehen würde, könne ich mit etwas Glück vielleicht in den Fokus kommen, wenn der Prismenfinger dann bis in diese Öffnung hinein ragt. Aber es ist nicht sicher. Beinahe hätte ich das schon gemacht, bis mir die Idee kam, das Lechner-Modul von seinem TouCam-Gewinde zu befreien Das bringt viiiiel Weg! Und die Verbindung zum TSOAG9 Adapter schafft der Adapter T2 auf TouCam, wenn man das TouCam-Gewinde ganz knapp abschneidet und das Lechner-Modul damit fest verbindet. Ich habe das über zwei Schrauben gemacht, mit denen ich das Lechner-Modul durch mein Alu-Kameragehäuse hindurch mit dem gekürzten T2-Adapter verschraubt habe. Das ist jetzt stabil, da wackelt nix. Und da das Lechner-Modul in meinem Kamera-Gehäuse ganz knapp hinter dem Blech sitzt, und auf der anderen Seite des Gehäuses gleich der T2-Adapter kommt, habe ich einen optimal kurzen Weg.
Erste Tests waren erst vielversprechend, auch wenn es lange dauert, bis man mit der Modulkamera endlich den richtigen Fokus gefunden hat. Aber es gab ja die erwähnten Doppelspikes. Zuerst dachte ich, das liegt am verrutschten Fokus. Aber beim nächsten mal, als ich wieder fotografiert habe und ganz genau auf den Fokus geachtet hatte, war das Problem wieder da! Aber nicht in der Bildmitte, sondern nur am Rand!
Also gleich in CdC nachgesehen, ob da wirklich so viele Doppelsterne herumkrebsen, aber nix - alles einfache Sterne. Also ein Problem meiner Optik! Daraufhin habe ich mal nachgemessen. Der MPCC braucht ja exakt 55mm Abstand zur Aufnahmeebene. Bei der Canon hat man 44mm Auflagemaß, also dürfen noch 11mm zum MPCC dazu kommen. Da der TSOAG9 angeblich nur 9mm optischen Weg hat, ist das zusammen mit dem kurzbauenden EOS->T2-Adapter noch einzuhalten. Aber moment: Da ist ja noch der Adapter von 48mm auf T2 des MPCC! Der Weg kommt ja noch dazu! Mit Schiebelehre Nachgemessen, kommt man auf ca. 15mm!!! Das ist eindeutig zu viel und erklärt die länglichen Sterne natürlich perfekt.
Da muss man was machen. Aber was? Ich habe mal probehalber den M48mm -> T2 Adapterring weg gelassen und den MPCC direkt adaptiert, aber damit läuft man in ein anderes Problem: Das Gewinde des MPCC ragt so weit in den TSOAG9, dass man dort den Prismenfinger nicht mehr in den Lichtkegel schieben kann! Der Adapterring dient also eigentlich nur dazu, dieses Problem zu umgehen. Mechanisch ist damit alles OK. Aber optisch...
Einen anderen Komakorrektor kaufen kam eigentlich nicht wirklich in Frage, obwohl ich mir den Gedanken auch schon gemacht habe. Also stattdessen das Gewinde des MPCC kürzen, damit es den Prismenfinger wieder frei gibt? Nein, da war ich mir nicht sicher, ob dann noch genug Gewinde übrig bleibt, um einen sicheren Halt im TSOAG9 zu gewährleisten. Stattdessen habe ich einen anderen Weg gewählt: Ein Stück aus dem Gewinde des MPCCs herausgeschnitten! Mit der Flex! Folgendes Bild zeigt das Ergebnis des Eingriffs:
(Den MPCC sieht man nur anhand des Gewindes und des Glases in der Öffnung vom EOS-T2-Adapter, der Korrektor selber ist ja im OAZ verschwunden.)
Da blutet einem schon ein wenig das Herz, wenn man so an der Optik herumwerken muss Aber der Erfolg heiligt die Mittel : Die ersten Tests zeigten jetzt wieder schöne Spikes und ein funktionierendes Gespann TSOAG9 und MPCC - Die "Hochzeit" war geglückt.
Fragt mich aber jetzt bitte nicht, wie ich mit der Beratung der Händler zufrieden bin...
An sich ist der TSOAG9 eine gute Idee und wenn er adaptiert werden kann, auch eine feine Sache. Für den MPCC ist er ohne Modifikationen allerdings nicht geeignet.
Klaren Himmel wünscht
Michael
habe ja schon vor ein paar Tagen mal erzählt, dass ich mit Doppelspikes und Fokus eine Geschichte zu erzählen habe. Hier kommt sie:
Heuer im Frühjahr habe ich mir ein Budget für Astrokram gegeben und auch gleich zum großen Teil ausgeschöpft. Es sollte vor allem der INED70 fotografietauglich werden (Stichwort TS 2" Flattener) und eine Off-Axis-Guider-Lösung sollte her.
Ersteres war eigentlich relativ unproblematisch - der freundliche Händler meines Vertrauens hat mir großzügigerweise sogar einen Rabatt gewährt, da das Teleskop ursprünglich von ihm stammt, auch wenn es in meine Hände nur durch einen Zwischenverkauf kam. Das fand ich positiv. Beim ersten Test hat er aber eine total schlechte Figur gemacht: Die Sterne waren am Rand immer noch lang gezogen! Den Grund konnte ich mir schon denken: Der Händler hatte keine Verlängerung beim Adaptionskit beigelegt, und standardmäßig wird der TS 2" Flattener mit 109mm empfohlen. Beim INED70 wurde aber schon durch die netten Kollegen auf a.de ein besserer Abstand ermittelt: 129 mm. Das steht mittlerweile sogar auf der Homepage von TS. Nur ist das offenbar nicht jedem bekannt. Nunja, eine zusätzliche 20mm Verlängerung nachbestellt und die Sterne sind rund - im gesamten Feld!
Das zweite Projekt, der OAG, gestalltete sich da schon schwieriger. Aber erst auf den zweiten Blick. Beim ersten Blick hatte alles wunderbar gepasst: TSOAG9, kurzbauender T2-Adapter auf EOS, und auf der anderen Seite kommt der MPCC rein. Da der MPCC aber das 48mm-Gewinde erst hinter dem T2-Gewinde hat, also praktisch stufenweise Gewinde aufweist, wurde mir vom Händler ein Zwischenring von T2 auf 48mm empfohlen. Damit passt der MPCC dann an den TSOAG9 dran.
Fehlt noch die Guiding-Kamera: Das Lechner-Modul. Die kommt ja an den Prismenfinger mit angebautem T2-Gewindeadapter. Leider hat mein Lechner-Modul nur ein TouCam-Gewinde, und da hinein einen 1,25" Adapter. Also einen Adapter von T2 -> 1,25" Klemme mitbestellt. War aber schon fraglich, ob ich da noch in den Fokus komme. Und es war tatsächlich ein Problem: Beim ersten Test konnte ich nicht nahe genug an den Prismenstutzen heran - der 1,25"-Adapter hatte zu viel Material dran. Und der nötige Adapter T2->1,25" Klemme kostet auch noch Weg. Also nach einer Alternative gesucht: Vielleicht geht ja direkt was, von T2 auf TouCam? Tatsächlich, sowas wird angeboten. Also stattdessen einen direkten Adapter von T2 auf TouCam-Kamera bestellt. Und zwar einen möglichst kurz bauenden. Nachdem der ankam, zeigten die ersten Tests: Das Problem war immer noch vorhanden, der Fokus ist nicht zu erreichen. Also getestet, gemessen, gerechnet: Wenn man beim T2-TouCam-Adapter die Öffnung zum TouCam-Gewinde noch ein wenig ausdrehen würde, könne ich mit etwas Glück vielleicht in den Fokus kommen, wenn der Prismenfinger dann bis in diese Öffnung hinein ragt. Aber es ist nicht sicher. Beinahe hätte ich das schon gemacht, bis mir die Idee kam, das Lechner-Modul von seinem TouCam-Gewinde zu befreien Das bringt viiiiel Weg! Und die Verbindung zum TSOAG9 Adapter schafft der Adapter T2 auf TouCam, wenn man das TouCam-Gewinde ganz knapp abschneidet und das Lechner-Modul damit fest verbindet. Ich habe das über zwei Schrauben gemacht, mit denen ich das Lechner-Modul durch mein Alu-Kameragehäuse hindurch mit dem gekürzten T2-Adapter verschraubt habe. Das ist jetzt stabil, da wackelt nix. Und da das Lechner-Modul in meinem Kamera-Gehäuse ganz knapp hinter dem Blech sitzt, und auf der anderen Seite des Gehäuses gleich der T2-Adapter kommt, habe ich einen optimal kurzen Weg.
Erste Tests waren erst vielversprechend, auch wenn es lange dauert, bis man mit der Modulkamera endlich den richtigen Fokus gefunden hat. Aber es gab ja die erwähnten Doppelspikes. Zuerst dachte ich, das liegt am verrutschten Fokus. Aber beim nächsten mal, als ich wieder fotografiert habe und ganz genau auf den Fokus geachtet hatte, war das Problem wieder da! Aber nicht in der Bildmitte, sondern nur am Rand!
Also gleich in CdC nachgesehen, ob da wirklich so viele Doppelsterne herumkrebsen, aber nix - alles einfache Sterne. Also ein Problem meiner Optik! Daraufhin habe ich mal nachgemessen. Der MPCC braucht ja exakt 55mm Abstand zur Aufnahmeebene. Bei der Canon hat man 44mm Auflagemaß, also dürfen noch 11mm zum MPCC dazu kommen. Da der TSOAG9 angeblich nur 9mm optischen Weg hat, ist das zusammen mit dem kurzbauenden EOS->T2-Adapter noch einzuhalten. Aber moment: Da ist ja noch der Adapter von 48mm auf T2 des MPCC! Der Weg kommt ja noch dazu! Mit Schiebelehre Nachgemessen, kommt man auf ca. 15mm!!! Das ist eindeutig zu viel und erklärt die länglichen Sterne natürlich perfekt.
Da muss man was machen. Aber was? Ich habe mal probehalber den M48mm -> T2 Adapterring weg gelassen und den MPCC direkt adaptiert, aber damit läuft man in ein anderes Problem: Das Gewinde des MPCC ragt so weit in den TSOAG9, dass man dort den Prismenfinger nicht mehr in den Lichtkegel schieben kann! Der Adapterring dient also eigentlich nur dazu, dieses Problem zu umgehen. Mechanisch ist damit alles OK. Aber optisch...
Einen anderen Komakorrektor kaufen kam eigentlich nicht wirklich in Frage, obwohl ich mir den Gedanken auch schon gemacht habe. Also stattdessen das Gewinde des MPCC kürzen, damit es den Prismenfinger wieder frei gibt? Nein, da war ich mir nicht sicher, ob dann noch genug Gewinde übrig bleibt, um einen sicheren Halt im TSOAG9 zu gewährleisten. Stattdessen habe ich einen anderen Weg gewählt: Ein Stück aus dem Gewinde des MPCCs herausgeschnitten! Mit der Flex! Folgendes Bild zeigt das Ergebnis des Eingriffs:
(Den MPCC sieht man nur anhand des Gewindes und des Glases in der Öffnung vom EOS-T2-Adapter, der Korrektor selber ist ja im OAZ verschwunden.)
Da blutet einem schon ein wenig das Herz, wenn man so an der Optik herumwerken muss Aber der Erfolg heiligt die Mittel : Die ersten Tests zeigten jetzt wieder schöne Spikes und ein funktionierendes Gespann TSOAG9 und MPCC - Die "Hochzeit" war geglückt.
Fragt mich aber jetzt bitte nicht, wie ich mit der Beratung der Händler zufrieden bin...
An sich ist der TSOAG9 eine gute Idee und wenn er adaptiert werden kann, auch eine feine Sache. Für den MPCC ist er ohne Modifikationen allerdings nicht geeignet.
Klaren Himmel wünscht
Michael
Der Weg ist das Ziel!