Kosmologie-Thread

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    • Kosmologie-Thread

      Hallo allerseits,

      nachdem im Kugelsternhaufen-Thread Interesse bekundet wurde, schreibe ich hier etwas ueber Kosmologie.

      1. Friedmanngleichung
      -----------------------
      Wichtig ist zuerst das "kosmologische Prinzip": Jeder Punkt im Raum ist gleichberechtigt. Es macht keinen Unterschied, wo im Universum man sich befindet - es sieht immer gleich aus. Physiker machen so etwas gerne, weil dann alles sehr kugelsymmetrisch und damit gut zu rechnen ist. Diese Annahme beschreibt die so genannte (Friedmann-Lemaitre-) Robertson-Walker-Metrik. Eine Metrik ist so etwas wie eine Abstandsdefinition. Einfach gesagt ist ein Zollstock eine Metrik, weil es vorgibt, wie Abstaende zu messen sind. Im gekruemmten Raum (z.B. auf einem Fussball) ist das naturgemaess schwieriger, weil man den Zollstock "biegen" muss.

      Dann ist auch wichtig: Wir benutzen die Relativitaetstheorie. Sprich: Der Raum erzeugt Schwerkraft, indem er gekruemmt ist, was durch die "Einsteingleichung" beschrieben wird. Dann rechnet man eine Weile rum und bekommt mit Hilfe der Metrik oben die Friedmanngleichung:

      ( Zeitliche Aenderung des Skalenfaktors ) 2
      ( -------------------------------------------- ) = Konstanten * Dichte + (andere Konstanten) * Kruemmung
      ( Skalenfaktor )


      Die Friedmanngleichung beschreibt die zeitliche Entwicklung des Skalenfaktors. Der Skalenfaktor ist ein Mass dafuer, wie gross das Universum ist. Am Anfang / Urknall war er null, heute ist er per definition 1. Auf der anderen Seite der Gleichung steht im Prinzip die Dichte des Universums und die Kruemmung des Universums. Ist das Universum flach, ist die Kruemmung null. Ist das Universum gekruemmt wie ein Ball, ist sie 1, ist es gekruemmt wie ein Sattel oder eine umgeklappte Orange, ist sie -1. Sowohl dieser Faktor als auch die Dichte des ganzen Universums sind schwer zu bestimmen. Deswegen rechnet man eine weitere Weile rum: Es gibt eine Dichte, bei der die Kruemmung null wird: ich nenne sie die "kritische Dichte". Jetzt teile ich die tatsaechliche Dichte durch die kritische Dichte und nenne das Ganze "Dichteparameter". Wenn der Parameter 1 ist, ist die Dichte die kritische Dichte und das Universum ist flach. Ist sie groesser als 1, ist das Universum "offen" und die Kruemmung ist -1 und ist der Parameter kleiner als 1, ist die Kruemmung 1 und das Universum ist "geschlossen". Die Dichteparameter zu bestimmen ist also *die* Hauptaufgabe in der Kosmologie.


      2. Modelle des Universums
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      Im Universum gibt es mehrere verschiedene Substanzen: Es gibt Strahlung, es gibt Materie. Beide koennen miteinander interagieren: Ein Stern faellt nicht zusammen, weil der Strahlungsdruck aus dem Inneren der Schwerkraft entgegenwirkt. Mit Hilfe dieser beiden Substanzen ist z.B. der Zusammenhalt der Galaxien nicht erklaerbar. Man braucht eine dritte Substanz, die nicht mit Strahlung wechselwirkt, aber gravitativ mit Materie. Man nennt sie "dunkle Materie". Fehlt noch Eines: Man beobachtet, dass das Universum sich immer schneller ausdehnt. Wir brauchen eine Substanz, die dafuer verantwortlich ist, und nennen sie aus historischen Gruenden "kosmologische Konstante".

      Jetzt haben wir vier Substanzen: Strahlung, Materie, dunkle Materie und kosmologische Konstante. Jede dieser Substanzen hat eine Dichte, also auch einen Dichteparameter. Das kommt alles in die Friedmanngleichung rein und sofort kann man sie nicht mehr loesen, weil sie zu kompliziert gewodren ist. Seltsam, oder? Kaum macht man das Modell etwas sinnvoller, ist es gleich unmoeglich, es zu rechnen! k4o4i4

      Die Natur hilft uns: Die verschiedenen Substanzen waren in der Geschichte des Universums unterschiedlich wichtig. Die ersten 10.000 Jahre ging es hauptsachlich um Strahlung. Also vernachlaessigen wir den Rest. Genauso machen wir das mit Materie in den dann folgenden Jahren bis heute. Langsam wird die kosmologische Konstante dominant - die naechste Epoche beginnt und wir sehen zu.

      Mit diesen Einteilungen kann man die Groesse des Universums gut berechnen - mit der Einschraenkung, dass die Kruemmung immer noch unbekannt ist. Und die kann alles aendern: Ist das Universum geschlossen (Kruemmung 1), faellt es irgendwann wieder in sich zusammen. Ist es offen (Kruemmung -1), dehnt es sich in alle Ewigkeit aus. Im Fall ohne Kruemmung haelt die Expansion irgendwann an.

      3. Kosmische Hintergrundstrahlung
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      Nach dem Urknall dehnt sich das Universum total schnell um einen Faktor 10^60 (1.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000) aus, was man als Inflation bezeichnet. Inflation entsteht durch ein Quantenfeld, das nach Ende der Inflation in Materie zerfaellt. Dunkle Materie ist zufaellig im Raum verteilt (was genau der Grund dafuer ist, dass die kosmische Hintergrundstrahlung so homogen ist) und verklumpt langsam. Auf diese Klumpen an dunkler Materie fallen Schwaden an "normaler Materie" und Strahlung. Normale Materie und Strahlung sind fest verbunden und kommen sozusagen nicht voneinander los, was dazu fuehrt, dass die auf die dunkle Materie fallenden Schwaden sich aufheizen und sich deswegen wieder ausdehnen. Dann sind sie viel weniger dicht und fallen wieder in sich zusammen. So geht das einige Zeit weiter, bis irgendwann Materie und Strahlung "entkoppeln". Die Strahlung entweicht, es entsteht die kosmische Hintergrundstrahlung, und die normale Materie faellt auf die Haufen an dunkler Materie. So entstehen Galaxienhaufen.

      Die kosmische Hintergrundstrahlung war praktisch "live dabei", als das Universum entstand. Deswegen enthaelt sie viele Informationen ueber die wesentlichen kosmologischen Parameter. Die Satelliten COBE, WMAP und neustens auch PLANCK haben diesen Hintergrund sehr genau untersucht (bzw. sind noch dabei) und haben so sehr genau u.A. die Dichte und die Kruemmung des Universums vermessen. Ergebnisse sind:

      ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
      ! Das Universum ist flach! !
      ! Das Universum besteht nur zu 4% aus Materie, zu 21% aus dunkler Materie und zu 75% aus "kosmologischer Konstante"! !
      ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


      Das wirft natuerlich weitere Fragen auf, wie z.B. warum das Universum flach ist und was dunkle Materie eigentlich ist - von der kosmologischen Konstante ganz zu schweigen.
      Die erste Frage (warum das Universum flach ist), wird gut durch die Inflationstheorie erklaert. Fuer dunkle Materie gibt es auch Theorien, die am LHC-Teilchenbeschleuniger am CERN geprueft werden koennen. Auch fuer die kosmologische Konstante gibt es Theorien, die aber zur Zeit nicht ueberpruefbar sind. Spannende Zeiten!

      cs,
      Christoph

      (xkcd.com)
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      ein toller Artikel von Dir. :gut,,:

      Einiges „Kurz und Knackig“ auf den Punkt gebracht, da mach das Lesen richtig Freude. :D

      Mit der dunklen Materie hab ich mich noch nicht wirklich beschäftigt. Aber jetzt wo Du schreibst, dass das Universum aus 21% dieser Materie besteht, frage ich mich, warum man noch nichts gefunden hat. Klar,....dunkel Materie ist halt dunkel,...diese strahlt wohl nichts aus und absorbiert auch alles. „Schwarzer Adler auf schwarzem Hintergrund“ da sieht man nix. Erinnert mich irgendwie an „Braune Zwerge“, diese wären vielleicht auch Kandidaten für dunkel Materie.

      Aber wenn der Anteil der dunklen Material so hoch ist, dann müsste es doch irgendwann mal Sternenbedeckungen geben,....oder aber das diese vor irgendwelchen Nebel auftauchen.
      Klar, die zeitliche Komponente spielt dabei natürlich auch eine Rolle,...die Beobachtungszeit des Menschen ansich, ist im Verhältnis zum Alter des Universums, verschwindend gering.

      Hatte mir vor einiger Zeit mal wieder Harald Lesch angeguckt, der da erzählte, dass das Universum flach sei.....na prima dachte ich so,..da hat man wieder mein gesamtes Weltbild durcheinander gebracht. Hatte dann noch einiges darüber gelesen,.....also Abschied von einem geschlossenen Universum.

      Nur ich frage mich im Moment, wenn denn das Universum flach ist, was ja die Messungen bestätigen....welche Ausbreitung hat das Universum an der „dünnsten“ Stelle?

      Ein flaches Universum, in dem es Raumzeitkrümmungen gibt, welche durch Massen hervorgerufen werden, klingt gut,..aber ich werde es niemanden weitererzählen,....man hält mich eh schon für „bekloppt“ ;)

      "Pendel" schrieb:


      Inflation entsteht durch ein Quantenfeld, das nach Ende der Inflation in Materie zerfaellt.


      Wenn dem wirklich so ist, dann frage ich mich weiterhin, ob eine solche Inflation nicht schon des öfteren stattgefunden hat.

      "Pendel" schrieb:

      Spannende Zeiten!


      Das auf jeden Fall n44533

      Viele Grüße

      Schubi
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      DAS ist eine "kurze Geschichte der Zeit"! Da müssen andere ganze Bücher verfassen :). Klar, ist stark vereinfacht, aber auf den Punkt gebracht.

      Eine Frage aber bezüglich kosmologischer Konstante: Ist das identisch mit Dunkler Energie oder sind das zwei komplett verschiedene Dinge? Die Dunkle Energie ist mir in Deinem Beitrag nämlich noch abgegangen.

      Viele Grüße
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!
    • Re: Kosmologie-Thread

      "Schubi58" schrieb:


      dunkel Materie ist halt dunkel,...diese strahlt wohl nichts aus und absorbiert auch alles

      Denkste. Dunkle Materie interagiert *garnicht* mit Licht, absorbiert also auch keins. :shock:

      "Schubi58" schrieb:


      Erinnert mich irgendwie an „Braune Zwerge“, diese wären vielleicht auch Kandidaten für dunkel Materie.

      Braune Zwerge sind aus 'normaler' Materie. Wegen der Eigenschaft, gar nicht mit Licht zu wechselwirken, ist dunkle Materie auf keinen Fall Material, das wir kennen.

      "Schubi58" schrieb:


      Nur ich frage mich im Moment, wenn denn das Universum flach ist, was ja die Messungen bestätigen....welche Ausbreitung hat das Universum an der „dünnsten“ Stelle?

      Vorsicht: "Flach" muss nicht heissen, dass das Universum quasi ein Blatt Papier ist. Flach heisst nur, dass die Summe der Winkel im Dreieck 180 (wo-ist-das-Grad-Zeichen-auf-amerikanischen-Tastaturen) Grad betraegt. Soweit bis heute klar ist, koennen wir in alle Richtungen etwas ueber 13 Milliarden Lichtjahre sehen, also sehen wir eine Kugel. Was dahinter ist, ist unklar.

      "Schubi58" schrieb:


      Wenn dem wirklich so ist, dann frage ich mich weiterhin, ob eine solche Inflation nicht schon des öfteren stattgefunden hat.

      Manche Theorien sehen mehrfache Inflation vor, meines Wissens kommt man aber im Prinzip mit einem Mal aus.

      "astromr" schrieb:


      Frage aber bezüglich kosmologischer Konstante: Ist das identisch mit Dunkler Energie

      Guter Punkt. Dunkle Energie ist ein Synonym.

      Viele Gruesse,
      Christoph

      (xkcd.com)
    • Re: Kosmologie-Thread

      Moin
      ich denke mal die dunkle Materie und Energie ist nichts weiter als der Faktor X um die lücke zu schließen und Erklärungen zu finden weshalb Sterne sich schneller in den Aussenbereichen der Galaxien fortbewegen als sie eigentlich dürften.
      Ich kann mir aber vorstellen das die sichtbare Masse einfach stark unterschätzt wird.

      Grüße
      Manfred
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo!

      "Sirius" schrieb:


      Ich kann mir aber vorstellen das die sichtbare Masse einfach stark unterschätzt wird.

      Zum Glück kann man die Gesamtmasse bestimmen, ohne sie zu sehen. Bestimmte Eigenschaften der kosmischen Hintergrundstrahlung (genauer: des Leistungsspektrums upload.wikimedia.org/wikipedia…MAP_TT_power_spectrum.png; mehr dazu?) sind sehr sehr genaue Marker für diese Parameter.

      Die Höhe und Breite der Maxima sind sehr genau darauf eingestellt, wie groß die Dichten der einzelnen Materialien im Universum sind (und wie groß einige andere Parameter sind).

      Deswegen kann man die Masse nicht unterschätzen.


      Dunkle Energie als Lückenfüller ist prinzipiell richtig. Was anders ist als normalerweise: Normalerweise ist es so, dass mit größerem Druck die Dichte größer wird. Bei dunkler Energie ist es andersherum: Je größer die Dichte, desto *kleiner* der Druck! Deswegen muss es eindeutig etwas geben, was anders ist, als man es kennt.

      Viele Grüße,
      Christoph

      (xkcd.com)
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      "Pendel" schrieb:

      Dunkle Energie als Lückenfüller ist prinzipiell richtig. Was anders ist als normalerweise: Normalerweise ist es so, dass mit größerem Druck die Dichte größer wird. Bei dunkler Energie ist es andersherum: Je größer die Dichte, desto *kleiner* der Druck! Deswegen muss es eindeutig etwas geben, was anders ist, als man es kennt.

      Oh mann, jetzt begebe ich mich auf Glatteis :mrgreen: :

      Dunkle Energie und Dunkle Materie sind für uns der Zeit weder direkt noch indirekt beobachtbar - sie sind beide eine Annahme, da nur MIT diesen das Verhalten des Universums (Urknall eingeschlossen) und die gängige Theorie erklärt werden kann. Ist das richtig soweit?

      Also sind beide Phänomene wirklich Lückenfüller. Ich stelle jetzt wirklich vollkommen laienhafte Fragen. Muss ich tun, da ich sonst wohl aussteigen muss :wink: :
      1.

      "Pendel" schrieb:

      Dunkle Materie interagiert *garnicht* mit Licht, absorbiert also auch keins. :shock:

      Wenn Dunkle Materie nicht "interagiert", wieso hat sie dann Einfluss auf das gravitative Verhalten des Universums und Galaxien? Weiß man da näheres? Wenn ja, woher?
      2. Woher "weiß man", dass Dunkle Energie die Dichte !verkleinert! wenn der Druck steigt - wo doch Dunkle Energie nicht beobachtbar ist und nicht interagiert?
      3. Woher "weiß man" dass Dunkle Materie nicht interagiert?
      4. Was würde nach der klassischen Mechanik (die kosmologisch eigentlich überholt ist!) passieren, wenn es KEINE dieser beiden angenommenen Phänomene gäbe?
      5. Was würde nach der klassischen Mechanik (die kosmologisch eigentlich überholt ist!) passieren, wenn es diese beiden angenommenen Phänomene gäbe?

      Oh man, das ist wirklich heavy :mrgreen:
      Ich denke schon, dass die Wissenschaft da auf dem richtigen Weg ist - sie kann es einfach nur nicht in verständliche Worte fassen! Ist das so?

      Viele Grüße
      Matthias
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Matthias,

      "MatthiasM" schrieb:


      Dunkle Energie und Dunkle Materie sind für uns der Zeit weder direkt noch indirekt beobachtbar - sie sind beide eine Annahme, da nur MIT diesen das Verhalten des Universums (Urknall eingeschlossen) und die gängige Theorie erklärt werden kann. Ist das richtig soweit?

      Bei dunkler Energie hast du Recht, bei dunkler Materie hast du unrecht. Es gibt zwei sehr bekannte Methoden, um dunkle Materie indirekt zu beobachten:

      1. Rotation von Galaxien: Wenn man erklaeren moechte, warum Galaxien nicht durch ihre Fliehkraft auseinandergerissen werden, kann man mit den Sternen, die man sieht, ein bisschen rumrechnen und die Geschwindigkeit von Sternen um das galaktische Zentrum berechnen. Dann bekommt man eine Geschwindigkeit, die viel zu niedrig ist (in den Aussenbereichen).



      Die beobachteten Geschwindigkeiten sind aber viel hoeher, die Galaxien sollten also auseinanderfliegen. Tun sie aber nicht, also muss es Masse im Zentrum geben, die man nicht sieht. Erklaerung: Dunkle Materie.

      2. Masse von Galaxienhaufen. Auf upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/Abell_1689.jpg findet ihr ein Bild vom Galaxienhaufen Abell 1689. In das Bild ist in blau die Materieverteilung eingezeichnet, die man braucht, damit der Haufen zusammenhaelt. Im Prinzip ganz aehnlich wie in der Galaxie oben unter 1. Man sieht deutlich, dass Materie da sein muss, die unsichtbar ist.


      "MatthiasM" schrieb:


      Wenn Dunkle Materie nicht "interagiert", wieso hat sie dann Einfluss auf das gravitative Verhalten des Universums und Galaxien? Weiß man da näheres? Wenn ja, woher?

      Zu Interaktion: Es gibt - so weit man weiss - vier Grundkraefte, ueber die interagiert werden kann: Zwei davon sind nur innerhalb von Atomen interessant und deswegen in der Astronomie scheinbar unwichtig. Die anderen beiden sind Elektromagnetismus, die Kraft die fuer Licht verantwortlich ist, und Gravitation. Alle Teilchen, die mit Licht wechselwirken, sind sichtbar. Jetzt gibt es aber auch Teilchen, die nur mit den anderen beiden Kraeften wechselwirken und nicht mit Licht (ich weiss, das ist schwer vorstellbar). Das heisst nicht, dass man sie nicht messen kann, sondern nur, dass man sie nicht direkt sehen kann. Dunkle Materie gehoert zu diesen Teilchen, die nur "schwach" wechselwirken. Deswegen ist sie unsichtbar. Dunkle Materie hat aber trotzdem Masse, deswegen wirkt sie durch Schwerkraft auf andere Teilchen. Diese schwache Wechselwirkung spielt eine grosse Rolle in der Elementarteilchenphysik und man kann sie gut mit Teilchenbeschleunigern untersuchen. Deswegen ist sie sehrgut verstanden und man kann die Erkenntnisse auf die Astronomie uebertragen. Man spricht von Astroteilchenphysik. Mehr dazu?

      "MatthiasM" schrieb:


      2. Woher "weiß man", dass Dunkle Energie die Dichte !verkleinert! wenn der Druck steigt - wo doch Dunkle Energie nicht beobachtbar ist und nicht interagiert?

      Fuer alle Substanzen kann mein eine sogenannte Zustandsgleichung aufschreiben, die Druck und Dichte verbindet. Bei Materie ist sie am einfachsten: Druck steigt mit Dichte mal drei, weil das Volumen einer Kugel mit dem Radius hoch drei steigt und je mehr Material um etwas herum ist, desto groesser ist der Druck im Zentrum. Was man mit dunkler Energie machen will, ist die beschleunigte Expansion des Universums erklaeren. Nachdem es keinen mathematischen Grund gibt, dass Druck = -Dichte ist, muss man physikalisch gesehen nur ueber seinen Schatten springen, um erstmal zu akzeptieren, dass es soetwas geben koennte. Und diese hypothetische Substanz tut auch genau das, was man von ihr erwartet: Das Universum beschleunigt auszudehnen!

      "MatthiasM" schrieb:


      3. Woher "weiß man" dass Dunkle Materie nicht interagiert?

      Siehe oben: Teilchenbeschleuniger sind ein tolles Labor fuer seltsame Kraefte. Am CERN in der Schweiz sucht man aktuell nach so genannten WIMPS: Weakly Interacting Massive Particles (schwach wechselwirkende schwere Teilchen), die Kandidaten fuer dunkle Materie sind.

      "MatthiasM" schrieb:


      4. Was würde nach der klassischen Mechanik (die kosmologisch eigentlich überholt ist!) passieren, wenn es KEINE dieser beiden angenommenen Phänomene gäbe?

      Wenn es diese Phaenomene nicht gaebe, saehe das Universum fundamental anders aus. Die dunkle Energie scheint bisher in der Geschichte des Universums keine Rolle gespielt zu haben, sorgt jetzt aber dafuer, dass es sich schneller ausdehnt. Das fiele schonmal weg. Und ohne dunkle Materie haetten sie nie Galaxien und geschweige denn Planeten und Menschen entwickelt. Immerhin sind Klumpen aus dunkler Materie quasi "Samenkoerner" fuer Galaxienhaufen und die genauen Eigenschaften davon sind extrem wichtig fuer die zeitliche Entwicklung davon.

      "MatthiasM" schrieb:


      5. Was würde nach der klassischen Mechanik (die kosmologisch eigentlich überholt ist!) passieren, wenn es diese beiden angenommenen Phänomene gäbe?

      Wenn es diese beiden Phaenomene gibt, hat man eine funktionierende Theorie dafuer, wie sich das Universum entwickelt.

      "MatthiasM" schrieb:


      Ich denke schon, dass die Wissenschaft da auf dem richtigen Weg ist - sie kann es einfach nur nicht in verständliche Worte fassen! Ist das so?

      Gute Frage. Ich hoffe, es ist moeglich, Wissenschaft in einfache Worte zu kleiden. Alles andere faende ich etwas schade!

      Viele Gruesse,
      Christoph

      (xkcd.com)
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      also ich finde, Du schaffst das recht gut mit den einfachen Worten!
      Generell ist natürlich immer schwierig, den richtigen Grad der Detailiertheit zu finden - was dem einen zu Oberflächlich ist dem anderen schon zu detailliert.

      Abgesehen von dem Standardmodell, das hier diskutiert wird, gibt es natürlich auch noch Theoretiker, die diese Sichtweise - mit guten Argumenten - in Frage stellen. Beispiele sind hier z.B. die niedrige Genauigkeit, mit der Gravitation gemessen wurde im Vergleich zu anderen Naturkonstanten. Allerdings konnte bisher noch keiner ein ähnlich umfangreiches und fundiertes Gegenmodell aufstellen. Daher bleibt uns nur, das Standardmodell zu akzeptieren oder ein Gegenmodell zu finden.

      Viele Grüße
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!
    • Re: Kosmologie-Thread

      Moin zusammen,

      bin seit einigen Tagen viel am lesen, was dieses Thema angeht. Natürlich gucke ich mir auch ein paar Videos an, so wie dieses hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.youtube.com/watch?v=9xLndLmh6T4">http://www.youtube.com/watch?v=9xLndLmh6T4</a><!-- m -->

      Die Theorien ändern sich, was dieses Thema angeht,.... scheinbar ziemlich schnell.
      Eben waren noch Asteroiden,..braune Zwerge u.ä. verantwortlich, für die dunkle Materie......jetzt sind es WIMPS.

      Ist ja auch klar,....da sich u.a. die Grenzen der Wahrnehmung immer weiter ausdehnen.

      Vielleicht sind es morgen Gravitationswellen, die dafür verantwortlich sind,...wer weiß.

      Ich höre und lese immer „WIR WISSEN ES NICHT“.

      Ein Hauch Melancholie schleicht sich bei mir ein.................

      Ich bleibe dran am Thema ;)

      Viele Grüße

      Schubii
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      phuu, das sind ja wieder ein Haufen Infos :roll:

      Ich verstehe leider von diesen Dingen nur wenig - Grundwissen halt, vielleicht ein wenig mehr. Ich muss mir Deine Ausführungen 3x durchlesen und es kommen mir immer nur neue Fragen :mrgreen: . Das hat nichts mit Deinen guten Ausführungen zu tun, sondern einzig damit, dass mir persönlich zu viele Annahmen auf ein paar nicht erklärbaren Beobachtungen beruhen. Im Prinzip wirkt das auf mich so, als wenn man das Wetter für den 24.12.2012 voraussagt: Unter der Annahme dass... und der Annahme dass... und anhand dieser Beobachtung... und auf Grund dieser Statistik... wird es am 24. 12. 2012 keinen Schnee unterhalb 750 Metern geben :) Ich weiß, der war gemein, war aber nicht so gemeint :!: .

      Mich interessiert das nämlich, aber bei den vielen Annahmen von Fakten (beim Urknall angefangen) habe ich nichts mehr, was ich "greifen" kann - also worauf ich mich verlassen kann. Es ist ja nichts da außer unsere Beobachtungen und Messungen auf derzeitigem Stand der Technik/Technologie. Geht Dir das nicht manchmal auch so? Ich habe nach solchen Überlegungen dann meistens nur noch einen Fakt: Wir sind "da" und vieles andere ist auch "da" - der Kopf ist dann leider dicht.

      Ich wollte den Artikel über das Sonnensystem in unserem WIKI weiter schreiben. Aber bei "Entstehung des Sonnensystems" bin ich bei der Recherche auf der Strecke geblieben - ich komme da nicht weiter, weil es dazu zu viele Ungereimtheiten gibt. Ich müsste ständig schreiben: "Laut der der Zeit gültigen Theorie nimmt man an, dass...". Das ist vielleicht hart, zumal man dann auch noch die Einwände gegen diese Theorien darlegen muss, wenn man schon damit anfängt. Bis jetzt habe ich deswegen erst mal damit aufgegeben und überlege, die Entstehung komplett rauszunehmen. Verstehst Du, was ich meine? Ich kann dem Leser nichts greifbares vermitteln, obwohl ich durchaus in der Lage bin komplexe Sachverhalte auch für einen Laien anschaulich darzulegen.

      Eigentlich ist Kosmologie auch ein Fach der Philosophie, weil man es oft auch mit reinen Gedankenkonstrukten zu tun hat. :wink:

      Also ich versuche mich da reinzulesen aber glaube mir, es fällt mir sehr schwer. Und bitte auch nicht enttäuscht sein, wenn ich nicht alles verstanden habe :? Um mich nicht ganz einzuäschern beantworte ich zunächst mal nur einen winzigen Teil Deiner guten Darlegungen:

      "Pendel" schrieb:

      Jetzt gibt es aber auch Teilchen, die nur mit den anderen beiden Kraeften wechselwirken und nicht mit Licht (ich weiss, das ist schwer vorstellbar). Das heisst nicht, dass man sie nicht messen kann, sondern nur, dass man sie nicht direkt sehen kann.

      Ja, das ist schwer vorstellbar. Und genau hier wären dann meine nächsten Fragen (zB :wink: :(

      1. Welche "beiden anderen" Kräfte meinst Du - die Starke und Schwache Wechselwirkung? Theoretisch würde das dann bedeuten, dass diese Teilchen mit Elektrodynamik schon was am Hut haben sollten, wobei diese wiederum (meines Wissens) ihre Ursache im Atomkern hat. Warum aber hat sie damit allem Anschein nach nichts am Hut?

      2. Dunkle Materie interagiert nicht mit Licht - mal angenommen. Das würde bedeuten, dass sie Licht nicht reflektiert und nicht absorbiert. Licht sollte dann also quasi durch sie hindurch wandern - also ist es doch keine dunkle Materie sondern eher "unsichtbare" Materie? Der Begriff "dunkle Materie" impliziert bei Einigen, dass sie "Schatten" werfen müsste - dem ist aber anscheinend doch nicht so, sonst würde man sie ja "sehen". Kann man diesen Begriff nicht endlich sinnvoll umbenennen?

      3. Licht IST Masse. Das wissen wir, sonst würde es nicht durch Masse (Gravitationslinsen, Sterne) in der Ausbreitungsrichtung beeinflusst werden können. In den 30er Jahren fingen die Probleme an, dass Umlaufgeschwindigkeiten von Sternen und Galaxien nicht zu Berechnungen nach der klassischen Mechanik "passten" (eine Quelle). Es ist unter anderem die Rede davon, dass zB beim Coma Haufen das 400fache an Masse fehle, um den Haufen überhaupt beisammenzuhalten. Dabei wurden nach meiner laienhaften Meinung folgende Dinge nicht berücksichtigt (bitte korrigiere mich!):
      - Wie viele "Dunkelwolken" sind vorhanden? Das ist auch für die Milchstraße nicht 100% geklärt(!).
      - Gibt es evtl "Dunkelwolken" außerhalb von Galaxien, die sich nicht zu Systemen entwickeln konnten (siehe Asteroidengürtel in unserem Sonnensystem!)?
      - Inwieweit kann/muss man den Faktor "Licht" als "Masse" in einer Galaxie berücksichtigen, um das Verhalten mit zu klären - oder darf man es vernachlässigen?

      Das sind die Fragen, die mich dann so anschleichen :wink: . Und das war wirklich nur ein winziger Teil Deiner Ausführungen, auf den ich eingegangen bin. Ich hoffe, Du bist mir jetzt nicht sauer -.dgzjk!

      Viele Grüße und eine schöne Weihnachtszeit!
      Matthias

      PS:

      "astromr" schrieb:

      wär' ja auch langweilig, wenn schon alles erforscht wäre - woran sollten wir uns dann noch wagen? Insofern passt das unendliche Universum schon, die Fragen sind es somit ja auch :)

      YEPP :mrgreen:
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      ich hatte jetzt endlich mal Zeit und konnte mir vieles nochmal durchsehen, angucken usw. Dabei stelle ich fest, dass es seit meiner letzten Beschäftigung mit diesem Thema einiges Neues gibt. Kannst also so Einiges aus meinem vorigen Posting getrost vergessen :wink:
      So wusste ich zB nicht, dass es nun stichhaltige Indizien für ein flaches Universum gibt, hat man mir doch noch vor 4-5 Jahren ein verbogenes klar machen wollen. Ich wunderte mich schon über diese Aussage hier:

      "Pendel" schrieb:

      ! Das Universum ist flach! !

      Aber nun ist Einiges klarer. In gewisser Weise ist es beruhigend davon ausgehen zu können, dass das Universum so flach ist wie mein Fußboden im Wohnzimmer. Das erspart einiges an Vorstellungsvermögen. :)
      Natürlich gibt es jetzt neue Probleme und es muss eine Form von Energie her, die das Ganze auseinandertreibt.

      Es gibt ja viele Formen von Energie. Allerdings muss man wirklich schon einen ordentlichen Satz machen (über den Schatten springen) um dahin zukommen, dass Dichte zunimmt, wenn das Volumen vergrößert wird. Das bedeutet dann nämlich für mich im Umkehrschluss auch, dass diese Form der Energie dann quasi durch irgendetwas "gezwungen" wird die Dichte zu ändern - also wie bei der Kompression auch. Nach meinem Verständnis ist zur Dichteänderung wiederum Energie notwendig, damit die beschleunigte Ausdehnung aufrecht erhalten werden kann. Sonst wäre Dunkle Energie nach meinem Verständnis ein Selbstläufer, ein Perpetuum mobile. Aber hier habe ich vielleicht auch einen Denkfehler.

      Genauso wohl auch bei den folgenden Gedanken:
      Laut Theorie gab es eine Phase der Inflation, eine exponentielle Expansion. "In dieser Zeit soll sich das Universum um einen Faktor zwischen 10^30 und 10^50 ausgedehnt haben." (Zitat Wikipedia). Dann soll sich die Ausdehnung verlangsamt haben. Ab wann setzt denn die Beschleunigung der Ausdehnung wieder ein?, und wann wird evtl. Überlichtgeschwindigkeit erreicht?

      Nach dieser gemeinfreien NASA-Grafik im Wikipedia beträgt ca. 380.000 Jahren nach dem Knall der Anteil an Atomen und Teilchen/Strahlung im Universum 37%, der Rest ist Dunkle Materie. Heute (Dunkle Energie mal wegdenken :!: ) sind es 20%, Dunkle Materie 80% (wo ist Strahlung? -vernachlässigbar?):

      Um nun auf einen Gesamtanteil von 72% an Dunkler Energie zu kommen, müssen, unter Berücksichtigung des Energieerhaltungssatzes, an der Bildung einer solchen Energie Teilchen/Strahlung/Atome UND Dunkle Materie beteiligt gewesen sein. Es sei denn, es kommt was von außen hinzu. Das bedeutet, dass zu einem Zeitpunkt Dunkle Materie irgendwie mit sichtbarer Materie interagiert haben sollte. Dies übrigens auch dann, wenn es keine Dunkle Energie geben sollte.
      Leider finde ich nun keine mutmaßlichen Informationen über die evtl. Zusammensetzung zwischen 380.000 Jahren nach dem Knall und heute.

      Mir ist klar, dass es mir einfacher ist Fragen zu stellen, als Dir, darauf befriedigende Antwort zu geben. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, was Du darüber denkst und wie Du an die Sache herangehst.

      Noch eine Frage: Es ist doch durchaus denkbar, dass sich Dunkle Materie selbst auch zu Objekten formt.

      Viele Grüße
      Matthias
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Matthias!

      "MatthiasM" schrieb:


      1. Welche "beiden anderen" Kräfte meinst Du - die Starke und Schwache Wechselwirkung?

      Genau.

      "MatthiasM" schrieb:


      Theoretisch würde das dann bedeuten, dass diese Teilchen mit Elektrodynamik schon was am Hut haben sollten, wobei diese wiederum (meines Wissens) ihre Ursache im Atomkern hat. Warum aber hat sie damit allem Anschein nach nichts am Hut?

      Wechselwirkungen werden von sogenannten Austauschteilchen uebertragen. Das Austauschteilchen des Elektromagnetismus ist das Photon (Lichtteilchen). Zwei Magnete stossen sich ab, weil sie Photonen austauschen. Die starke bzw. schwache WW hat andere Austauschteilchen. Jedes Elementarteilchen kann nur mit bestimmten Austauschteilchen "kommunizieren" und reagiert deswegen nicht auf alle. Es gibt also auch Teilchen, die nicht mit Photonen interagieren koennen, sondern nur mit anderen Teilchen.

      "MatthiasM" schrieb:


      2. Dunkle Materie interagiert nicht mit Licht - mal angenommen. Das würde bedeuten, dass sie Licht nicht reflektiert und nicht absorbiert. Licht sollte dann also quasi durch sie hindurch wandern - also ist es doch keine dunkle Materie sondern eher "unsichtbare" Materie?

      Licht geht nicht hindurch, sondern praktisch vorbei. Stell dir dunkle Materie und Licht als zwei Sorten Billiardkugeln vor, die stossen koennen, aber nicht anders wechselwirken koennen. Licht kann mit anderen Teilchen stossen, betrifft dunkle Materie aber nicht anders. "Unsichtbar" waere in der Tat ein besserer Begriff.

      "MatthiasM" schrieb:


      3. Licht IST Masse. Das wissen wir, sonst würde es nicht durch Masse (Gravitationslinsen, Sterne) in der Ausbreitungsrichtung beeinflusst werden können.

      Naja, klar hat Licht Masse, aber der Anteil der Gesamtmasse im Universum, der von Licht ausgemacht wird, betraegt weniger als ein Prozent.

      "MatthiasM" schrieb:


      - Wie viele "Dunkelwolken" sind vorhanden? Das ist auch für die Milchstraße nicht 100% geklärt(!).
      - Gibt es evtl "Dunkelwolken" außerhalb von Galaxien, die sich nicht zu Systemen entwickeln konnten (siehe Asteroidengürtel in unserem Sonnensystem!)?

      Stimmt, es ist unklar, wieviele Dunkelwolken es gibt. Und es gibt auf jeden Fall auch solche Wolken ausserhalb von Galaxien, die sind aber sehr duenn und schwer zu finden.

      "MatthiasM" schrieb:


      Nach meinem Verständnis ist zur Dichteänderung wiederum Energie notwendig, damit die beschleunigte Ausdehnung aufrecht erhalten werden kann. Sonst wäre Dunkle Energie nach meinem Verständnis ein Selbstläufer, ein Perpetuum mobile.

      Was du beschreibst, nennt man Selbstenergie. Und ich weiss nichts darueber, wie man das Problem, das du beschreibst, im Fall von dunkler Energie loest. Dafuer kann ich zu wenig Quantenfeldtheorie :)

      "MatthiasM" schrieb:


      Ab wann setzt denn die Beschleunigung der Ausdehnung wieder ein?, und wann wird evtl. Überlichtgeschwindigkeit erreicht?

      Wann welche Substanz das Universum dominiert (also wann Materie dominiert, wann Strahlung und wann dunkle Energie)haengt davon ab, wie sich die Dichten dieser Substanzen veraendern. Wenn die Dichte der dunklen Energie groesser ist, als die der Materie, dominiert die beschleunigte Ausdehnung wieder. Das ist ungefaehr jetzt. Von Ueberlichtgeschwindigkeit zu sprechen macht allerdings keinen Sinn, weil das Universum sich ja in einem anderen Raum ausdehnen muesste, um eine Geschwindigkeit zu definieren. Du musst darauf achten, immer in sogenannten "mitbewegten Koordinaten" zu denken. Ein Meter ist im fruehen Universum genauso weit, wie heutzutage, aber wenn du die Massstaebe nebeneinander legtest, waere der "alte" Meter kuerzer. Es ist aber trotzdem ein Meter und als solchen musst du ihn behandeln. Zwar bewegen sich weit entfernte Galaxien mit fast Lichtgeschwindigkeit von uns weg, das heisst aber nicht, dass sie sich physikalisch so schnell bewegen, sondern dass sich der Raum so schnell ausdehnt, dass es so wirkt.

      "MatthiasM" schrieb:


      Um nun auf einen Gesamtanteil von 72% an Dunkler Energie zu kommen, müssen, unter Berücksichtigung des Energieerhaltungssatzes, an der Bildung einer solchen Energie Teilchen/Strahlung/Atome UND Dunkle Materie beteiligt gewesen sein.

      Soolche Energie muss nicht erst gebildet werden. Sie war immer da, nur die Dichte davon aendert sich. Man spricht von Energiedichte: Wieviel Energie ist in einem bestimmten Volumen? Die Energiedichten aendern sich, nicht die Gesamtenergie!

      "MatthiasM" schrieb:


      Leider finde ich nun keine mutmaßlichen Informationen über die evtl. Zusammensetzung zwischen 380.000 Jahren nach dem Knall und heute.

      Die muss man etwas kompliziert mit den Friedmanngleichungen (s. oben) ausrechnen. Ist ein paar Seiten rumgerechnerei...

      "MatthiasM" schrieb:


      Noch eine Frage: Es ist doch durchaus denkbar, dass sich Dunkle Materie selbst auch zu Objekten formt.

      Stimmt, das ist denkbar. Allerdings verhalten sich solche Objekte anders, weil dunkle Materie nicht strahlt!

      Viele Gruesse,
      Christoph

      (xkcd.com)
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Christoph,

      vielen Dank für Deine ausführliche Antworten!

      Bei meinen Recherchen haben sich natürlich auch Quellen eingeschlichen, die dem der Zeit gültigen Modell des Universums widersprechen. Ich bin zwar kein Verfechter dieser Modelle, würde aber trotzdem gerne wissen, warum man offiziell trotz einiger doch sehr stichhaltigen Einwände zB bei der Bewertung der Rotverschiebung beharrlich auf die Urknall-Theorie baut und weiter davon ausgeht, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt. Das verstehe ich irgendwie nicht.

      Ich habe schon vor x Jahren in einem anderen Forum angemahnt, dass eigentlich nicht allein die Rotverschiebung eines entfernten Objektes für eine vermeintliche Fluchtgeschwindigkeit herangezogen werden darf. Da wusste ich von dem Dilemma des flachen Raumes noch nichts.

      Warum wird das theoretisch trotzdem so umgesetzt und die Rotverschiebung als Basis für ein Modell des Universums herangezogen, obwohl jeder weiß, dass die Rotverschiebung keinen stichhaltigen Hinweis auf die Fluchtgeschwindigkeit eines Objektes liefern kann? Mir als Laie sind die Gründe dafür nicht so ganz klar.

      Viele Grüße
      Matthias
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo Matthias,

      "MatthiasM" schrieb:


      Ich bin zwar kein Verfechter dieser Modelle, würde aber trotzdem gerne wissen, warum man offiziell trotz einiger doch sehr stichhaltigen Einwände zB bei der Bewertung der Rotverschiebung beharrlich auf die Urknall-Theorie baut und weiter davon ausgeht, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt.

      Was fuer Probleme bei der Bewertung der Rotverschiebung meinst du? Und was heisst ueberhaupt Bewertung? Uebrigens: Die Formeln fuer den Abstand lassen sich sehr einfach auf verschiedene Zusammensetzungen und Kruemmungen des Universums vereinfachen und man benutzt IMMER die allgemeinen Formeln!

      "MatthiasM" schrieb:


      Ich habe schon vor x Jahren in einem anderen Forum angemahnt, dass eigentlich nicht allein die Rotverschiebung eines entfernten Objektes für eine vermeintliche Fluchtgeschwindigkeit herangezogen werden darf.

      Warum nicht?

      "MatthiasM" schrieb:


      Warum wird das theoretisch trotzdem so umgesetzt und die Rotverschiebung als Basis für ein Modell des Universums herangezogen

      Nicht fuer ein Modell - nur fuer Beobachtung!

      Ich bin ein paar Tage afk.
      Guten Rutsch an alle!

      Viele Gruesse,
      Christoph

      (xkcd.com)
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo,

      ich habe eine interessante Diplomarbeit gefunden. Ich habe da zwar noch nicht alles gelesen und schon gar nicht alles verstanden :mrgreen: , aber das ist ein interessanter Einblick in den immensen Umfang einer Untersuchung der Dynamik von einer(!) Galaxie.

      'Modellierungen von Spiralgalaxien am Beispiel von NGC 7331', 2MB, PDF, 71 Seiten.

      Viele Grüße
      Matthias
    • Re: Kosmologie-Thread

      Hallo,

      hab noch nie so viel über dieses Thema gelesen, wie in den letzten Tagen.

      Ich lese und denke,..... lese und denke ….und irgendwann lege ich mich hin und denke immer noch .....dann stehe ich wieder auf und was mach ich? …...Ich denke....

      Mir „raucht“ schon die „Birne“.... gfgf

      Mein Fazit daraus ist ganz einfach:....Je mehr ich mich damit beschäftige, desto weniger weiß ich.

      Cool. 8) ....... jetzt ist erst mal Gedanken sortieren angesagt.

      Viele Grüße

      Schubi