BALKONAUTEN AUFGMERKT: Vortrag SPEZIELL FÜR EUCH !

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    • BALKONAUTEN AUFGMERKT: Vortrag SPEZIELL FÜR EUCH !

      Hi allerseits
      Am Mittwoch, 27.8. um 19:30 gibt es im Rahmen der GvA-Klönsnack-Serie einen Vortrag für alle Balkonauten!

      WANN: 27.8., 19:30
      WO: Biozentrum Flottbek, Kleiner Hörsaal, Ohnhorststr. 18, 22609 HAMBURG

      WER: Hartwig Lüthen
      THEMA: Eine Balkonsternwarte an einem traditionsreichen Standort




      Mitten in Altona stand bis 1860 eine berühmte Sternwarte. Hier wurden Kometen entdeckt und noch heute existierende Profi-Zeitschriften begründet. Der Vortragende hat 150 Meter entfernt eine Montierung an seiner Balkonbrüstung befestigt. Heute ist der Himmel trostlos hell. Kann man dort überhaupt den Himmel beobachten? Warum nicht nur die Lichtverschmutzung, sondern vor allem die Gentrifizierung des Stadtteils den Standort bedrohen könnte, erzählt Hartwig Lüthen in seinem Vortrag.

      Man sieht sich am Mittwoch. Balkonauten und andere Gäste sind, wie immer bei der GvA, herzlich willkommen.

      Hartwig
    • Wieso sollte Gentrifizierung den Standort bedrohen?



      Das erzähl ich Euch auch, wenn Ihr nicht hinfahrt. Momentan wird unser Viertel "aufgewertet". Ich nehme Euch mal mit auf meinen letzten Sonntagsspaziergang: Also: Es wird überall abgerissen.

      und größer und flächendecker neu gebaut (man nennt das Nachverdichtung), luxusrenoviert oder saniert.


      Große Klötze sind "in", sogar, wenn sie nicht unbedingt typisch für Innenstadtlagen sind, aber der Investor ist König:


      Wo das nicht geht, wird "aufgestockt". Und nur locker mit Parks, Schulen und Spielplätzen versehene Flächen heißen plötzlich "Quartier". Das Wort gilt in der Bevölkerung inzwischen als Synonym für staatlich geförderte Grundstücksspekulation. Da werden dann die Schulen kompakter und höher neu gebaut und die freien Flächen "nachverdichtet". Unser Bürgermeister ist angetreten, jährlich 6000 neue Wohnungen zu errichten und setzt das ziemlich knallhart durch. Klar ist, dass die meisten so ab 1600 Euro Mietpreis losgehen. Man sagt offen, dass man statt Hartz 4 -Leuten potente Steuerzahler ins Viertel locken will. Uns wurde schon gesagt, wenn uns das nicht passe, könnten wir ja wegziehen.

      Das kann einen Balkonstandort schon betreffen. Hier stand mal eine eine baufällige niedrige Villa, die von einem großen Garten umgeben war. Die wurde jetzt abgerissen und durch einen das ganze Grundstück bedeckenden großen Klotz aus Luxuswohnungen ersetzt:



      Auf die, die schon vorher da waren, wurde wenig Rücksicht genommen. Wie um den neuen Nachbarn den Blick auf die alten Nacbarn zu ersparen, hat diese Häuserfront des neuen Klotzes keine Fenster. So kann man den Leuten zwar vom Balkon nicht ins Fenster gucken, aber guckt auf eine tolle Wand und hat kaum noch richtiges Sonnenlicht Für diese Vorgehensweise gibt es mehere Beispiele im Viertel.



      Als dann die Fläche vor meinem Haus plötzlich in einer Hochglanzbroschüre als neues "QUARTIER" bezeichnet wurde, stand zu befürchten, dass es auch mich erwischt hat. Zwar wurde ein alibimäßiges Bürgerbeteiligungsverfahren durchgeführt, aber die in der Hochglanzbroschüre war ein geplanter Zeitverlauf abgedruckt, der mit dem TOP begann: "1) Die Verwaltung erteilt die Aufträge." In der Broschüre stand auch, dass es darum geht, möglichst neben ein paar Sozialwohnungen und Wohnungen für Behinderte vor allem lukrativ zu vermietenden Wohnraum zu erstellen. Dass sich die neue Bebauung an den bestehenden Straßen orientieren muss (es gibt da nur meine Straße). Und dass man dabei darüber nachdenken müsse, den Spielplatz vor dem Haus zu "verlegen", um Platz für neue Bebauung zu schaffen. Das hätte eine plötzliche Veränderung meines Balkonstandorts im Sinne des oben gezeigten Bildes bedeutet.

      Aber tirili, inzwischen hat man diese letztgenannte und für die Balkonsternwarte absolut tödliche Idee wohl aufgegeben, weil der Spielplatz wohl doch als Teil des Parks angesehen wird, in dem er liegt. Dennoch war ich richtig froh, als vor ein paar Wochen Baumaschinen anrückten und den Spielplatz plattmachten. Jetzt wird dort aber ein neuer, schönerer Spielplatz gebaut - und zwar mit großem Aufwand. Damit verschiebt sich die Häuserfront des neuen Quartiers knapp 200 Meter von mir weg, so dass ich wohl auch weiter Astronomie betreiben kann.



      Immerhin lebe ich in einer Wohnungsbaugenossenschaftswohnung und nicht bei irgendeinem Miethai. Die freuen sich aber auch über die steigenden Mieten. Die würden wohl gerne meinen Balkon plattmachen und durch eine freistehende Gitterkonstruktion ersetzen, die energetisch günstiger wäre. Aber momentan ist etwas Luft raus aus diesen Sanierungsplänen, und das Haus steht als Beispiel für die 50er-Jahre Architektur auch unter Denkmalschutz, so dass mein Astrostandort wohl ein paar Jahre sicher ist. Und dann muss man weitersehen.

      Hartwig
    • Hallo Hartwig,

      astrohardy schrieb:

      Das erzähl ich Euch auch, wenn Ihr nicht hinfahrt.

      irgendwie habe ich Deinen Beitrag überlesen :roll:

      Danke für die Aufklärung. Da gehts ja auch ganz schön zur Sache bei Euch. Bist wohl noch mit einem blauen Auge davongekommen?

      Ich habe davon schon öfter gehört, dass ganze Viertel gezielt "umstrukturiert" werden. Kenne ich so ähnlich zB von der Altstadt Köpenick. Allerdings wurde da nicht unbedingt "nachverdichtet".

      Zu DDR-Zeiten war dort alles ziemlich runtergekommen, wie ja fast überall im Ostteil. Da die Stadt für die Sanierung nicht aufkommen kann / will, wurde wohl einiges privatisiert. Der Bestand wurde / wird teuer saniert und dann teuer vermietet. Ist in diesem Fall natürlich sehr gut, dass saniert und nicht abgerissen wurde, wahrscheinlich gab es Auflagen wg Denkmalschutz usw. Trotzdem ist es wohl nun so, dass sich viele Bestandsmieter das Leben dort nicht mehr leisten können, weil die Häuser auf Luxus getrimmt werden.

      Hier ist eine Reportage zum Thema, ab 16:50 gehts auch um das sg "Märchenviertel" in Köpenick.

      Bitter, das ganze.

      Viele Grüße
      Matthias
    • Ja, und was Hamburg betrifft, so soll das ganze Quartier um den Bahnhof Altona inkl. Bahnhof umstrukturiert werden, nachdem ende 2015 die letzten Autozüge angerollt sind.

      Schöne neue Welt!
      Liebe Grüsse und klaren Himmel

      Marlene


      "Wir sind nur Gäste des Lebens, und gute Gäste hinterlassen den Ort, den sie bewohnt haben sauberer, als sie ihn vorgefunden haben." - Harald Lesch