Liebe Balkonauten, in letzter Zeit hatte ich ja ein paar Mal Zeichnungen vom Mond ins Forum gestellt. Da unser Trabant zur Zeit nicht sichtbar ist, widmete ich meine Aufmerksamkeit am vergangenen Freitag (12.3.) einigen schönen Doppelsternen, sowie dem Kugelsternhaufen M13 im Hercules und dem Ringnebel in der Lyra. Einen Beobachtungsbericht samt Zeichnungen gibt es nun zum Nachlesen. Mein Mak 127/1500 stellte ich schon am Nachmittag zum Auskühlen auf die Dachterrasse (16,4 Grad 0 / 48,2 Grad N) . Das Seeing (2) war am Freitag für Wiener Verhältnisse überdurchschnittlich gut und die Himmelsqualität bewertete ich gemäß Bortle-Skala mit 7. Mein erstes Ziel war 23 Cancri, ein System, das 280 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Der Hauptstern mit 6,3 mag wird in einer Distanz von 5,2“ von seinem Begleiter mit 6,3 mag umkreist. Beide Sterne strahlen weiß. Die Komponenten waren bereits mit V=50x einfach aufzulösen. Die folgende Zeichnung zeigt die Position des Doppelsystems und östlich davon einen Stern mit 8,9 mag (SAO 80197) und westlich einen Stern mit 10,5 mag. D 23:45 Uhr MEZ, Temp.: 5 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 64% Explore Scientific Okular, f=16mm, V=94x, FOV: 0,73 Grad, Zenitspiegel Als nächstes richtete ich um 00:15 Uhr mein Objektiv auf 48 Cancri (auch: iota Cnc, Decapoda), ein System, das 300 Lichtjahre von unserem Heimatplaneten entfernt ist. Das Doppelsystem besteht aus zwei gelb leuchtenden Sonnen, die 30,5“ voneinander entfernt stehen. 48 Cnc A überstrahlt mit 4 mag seinen Begleiter mit 6,5 mag. Die nachfolgende Zeichnung zeigt den Doppelstern in der Umgebung von anderen Sonnen mit geringerer visueller Helligkeit. Die Sternenkette im Südwesten besteht aus Sternen von 7,3 mag bis 9,3 mag; die zwei Sterne östlich leuchten mit 8,8 und 10,3 mag und die beiden nördlichen Sterne bringen es auf 9,4 mag und 9,7 mag. 00:10 Uhr MEZ, Temp.: 4 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 65% Explore Scientific Okular, f=30mm, V=50x, FOV: 1,04 Grad, Zenitspiegel Der dritte im Bunde war der 42 Lichtjahre von der Erde entfernte 55 Cancri, der auch die Bezeichnungen ho1 Cancri und Copernicus trägt. Die Distanz zu seinem Begleiter 53 Cnc beträgt 267“. Beide Sterne strahlen orange. Die Sonne Copernicus wird von bis dato fünf identifizierten Exoplaneten umrundet: Janssen, Galileo, Brahe, Harriot, Lipperhey. Ob einer der Planeten oder deren Monde lebensfreundlich ist, konnte noch nicht geklärt werden. 00:30 Uhr MEZ, Temp.: 4 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 65% Explore Scientific Okular, f=16mm, V=94x, FOV: 0,73 Grad, Zenitspiegel Vom Cancer führte mich meine Sternenreise zum Hercules, wo ich den Doppelstern 75 Herculis genauer inspizierte. Von ro Herculis (Bayer-Bezeichnung) ist das Licht 400 bis zu unserer Erde unterwegs. Die beiden blau-weiß leuchtenden Sonnen sind 4,1“ voneinander getrennt. Der Hauptstern überstrahlt mit 4,5 mag seinen Begleiter um eine ganze Größenklasse. Die Zeichnung wurde bei V=150x angefertigt und zeigt noch jeweils einen schwächeren Stern nördlich und südlich des Doppelsystems. 02:25 Uhr MEZ, Temp.: 3 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 69% Explore Scientific Okular, f=10mm, V=150x, FOV: 0,35 Grad, Zenitspiegel Um etwas Abwechslung in mein Beobachtungsprogramm zu bringen, richtete ich mein Fernrohr auch noch auf den Kugelsternhaufen M13 im Hercules und auf den Ringnebel M57 in der Lyra. Die nachfolgende Zeichnung zeigt den 22000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen M13 bei V=94x als runde, weiße Wolke mit einigen helleren Sternen nahe dem Zentrum. Markant ist die 5-eckige Anordnung der Sterne im Südwesten, die mit einer scheinbaren Helligkeit von ca. 11 mag strahlen. Der Stern im Süden (SAO 65481) bringt es auf 7,3 mag und der Stern im Nordosten (SAO 65508) sogar auf 6,9 mag. 01:45 Uhr MEZ, Temp.: 3 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 69% Explore Scientific Okular, f=16mm, V=94x, FOV: 0,73 Grad, Zenitspiegel M57 – Ringnebel in der Lyra Bei 150facher Vergrößerung konnte ich den Planetarischen Nebel als ovales, weißes Wölkchen mit einem deutlich helleren Zentrum ausmachen. Auch wenn ich bei dem 2000 Lichtjahre entfernten Planetarischen Nebel keine Farben sehen konnte, war der Anblick beindruckend. Mit einer größeren Öffnung wäre der Anblick bestimmt spektakulärer. Hübsch anzusehen ist auch die südwestlich verlaufende dreieckige Sternenkette mit Helligkeiten von ca. 11 mag. 02:05 Uhr MEZ, Temp.: 3 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 69% Explore Scientific Okular, f=10mm, V=150x, FOV: 0,35 Grad, Zenitspiegel Um 3 Uhr früh stiegen der Schwan und auch der Adler im Osten auf. Eigentlich hätte ich ja noch gerne weitergemacht, aber die Müdigkeit machte sich schon deutlich bemerkbar und somit ging ich mit ein paar neuen Erkenntnissen und großer Zufriedenheit zu Bette. |
Doppelsterne im Cancer und Hercules, M13 und M57
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Hallo Christian,
wunderbarer Bericht zu den tollen Zeichnungen. Das sollte ich vielleicht auch einfach mal probieren während das Equipment läuft. C6 auf dei NEQ3 und ein bischen spchteln. -
Moin!
Schöner Bericht, gefällt mir.
Bortle 7? Das ist heftig! Ich empfehle da einen visuellen O3 und Ha Filter für Pn's und Emissionsnebel oder einen UHC. Die Filter wirken bei solchen Bedingungen Wunder!Viele Grüße,
Micha
"Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten!"- Karat, Der Blaue Planet, 1982
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Hallo Karsten und Micha,
Danke, freut mich, dass euch die Zeichnungen gefallen. In Wien bin ich mit dem Himmel nicht gerade verwöhnt. Stimmt, auf die Filter habe ich bei der Betrachtung des Ringnebels glatt vergessen.
Mach ich dann beim nächsten Mal.
Liebe Grüße,
Christian
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