Meine erste Nacht mit „Dobby“, dem 8-Zöller

    • Meine erste Nacht mit „Dobby“, dem 8-Zöller

      Samstag, 19.09.09

      Heute sollte es endlich sein! Mein neues Spielzeug, ein 8“ F/5 Dob (Jürgen sei Dank), wollte Sternenlicht, und das Wetter schien auch mitzuspielen. Schnell war alles Nötige zusammengesucht und im Auto verstaut. Ich fuhr so gegen 20.00 Uhr los und war keine 20 Minuten später an Ort und Stelle: „Bel Vedere“, ca. 6km südwestlich von Weimar, – einen besseren Namen für einen Beobachtungsplatz kann man sich kaum wünschen. Die Dämmerung war schon ziemlich weit fortgeschritten, so dass ich von zahlreichen Sternbildern begrüßt wurde.

      Nun kamen die ersten Vorteile eines Dobson zum Tragen: die Kiste hinstellen, das Rohr reinhängen – und fertig. Keine 5 Minuten Aufbauzeit, John Dobson sei Dank! Aber nun hieß es erst einmal warten – auf die Dunkelheit und die Temperierung für die ich etwa eine Stunde veranschlagt hatte. Diese Zeit nutzte ich um die Sucher zu justieren und ich wagte auch schon mal einen Blick mit Fernglas-bewaffnetem Auge gen Himmel.

      Aber ich konnte es nicht abwarten und nahm mir schon mal Jupiter vor, was allerdings selbst bei geringer Vergrößerung kein Genuss war. Endlich war es 21.30 Uhr und ich legte fest, dass es dunkel und ausgekühlt genug war. Ein Blick auf meine „Wetterstation“ zeigte mir, dass es immer noch 18°C bei 60% Luftfeuchtigkeit waren. Das Seeing war einigermaßen, ich schätze es lag bei einer Grenzgröße von ca. 5 bis 5,5 mag. Als erstes wollte ich die Kollimation überprüfen und hielt auf Polaris. Welch Freude als ich intrafokal ein schön zentrisches Scheibchen im Okular ausmachen konnte. Extrafokal war es leicht asymmetrisch, doch das wollte ich erst einmal nicht weiter beachten. So konnte es jetzt also richtig losgehen.

      Ganz oben auf meiner Wunschliste standen einige Objekte im Ursa Major, vor allem wollte ich diesmal M81/82 selbst finden (das letzte Mal hat mir ja dabei Micha tüchtig unter die Arme gegriffen). Mein Plan war, eine gedachte Linie über Gamma und Alpha UMa zu ziehen. Und, was soll ich Euch sagen – es hat auf Anhieb geklappt! Ich war total platt als ich beide Galaxien gemeinsam schön erkennbar im Blickfeld hatte. Es war wirklich ein phantastischer Eindruck zwei Galaxien auf einmal zu sehen. M81 lag oberhalb mit hellem Kern und milchigem Rand und war deutlich als eine Galaxie von oben zu erkennen. M82, etwas dunkler, aber von der Kontur her prägnanter, war als Zigarre zu erkennen und sah für mich interessanter aus – einfach überwältigend!

      Ermutigt durch diesen Erfolg nahm ich mir mein nächstes Objekt vor: M101. Naja, im Buch liest sich das so einfach: „Von Mizar ausgehend über eine Reihe von 4 Sternen eine Linie ziehen...“. Im Fernglas kein Problem, es kam mir sogar so vor, als sähe ich ein ganz schwaches Nebelwölkchen, doch mit „dem Großen“ tat ich mich dieses Mal etwas schwer. Und doch wurde meine Hartnäckigkeit endlich belohnt und was ich zu sehen bekam, verschlug mir die Sprache. Je länger ich die Galaxie beobachtete um so deutlicher konnte ich sogar eine vage Spiralstruktur ausmachen, welche durch indirektes Sehen sogar noch deutlicher wurde. Jetzt weiß ich, M101 trägt ihren Beinamen „Feuerrad Galaxie“ zu Recht.

      Nun wollte ich es wissen und nahm mir den „Eulennebel“ (M97) vor, welcher mich aber eher enttäuschte. Ich konnte nur einen sehr schwachen, dafür aber recht ausgedehnten Fleck ausmachen, was vielleicht auf meine Low-Budget-Okulare zurückzuführen ist.

      Weiter ging’s zum M51. Diesmal wurde meine Suche schneller von Erfolg gekrönt, da sich mir ihre Lage noch von der letzten Beobachtung gut eingeprägt hatte. Ich war erstaunt, wie hell sie schon im Sucher auszumachen war. Der Kern von ihrem Begleiter NGC5195, war aber erst im 25mm Okular auszumachen. Wieder einmal stellte ich fest, dass je länger man beobachtet auch immer mehr Details hervortreten. So konnte ich nach einer gewissen Zeit ganz schwach eine „Nebelbrücke“ erahnen, die beide Galaxiekerne verbindet.. Im nachhinein hoffe ich, dass sich da bei mir nicht ein gewisses Wunschdenken in Form von Bildern manifestiert hat.

      Langsam merkte ich, dass meine Augen durch das lange konzentrierte Starren durch Sucher und Okular ziemliche Ermüdungserscheinungen zeigten. So schwenkte ich zur Entspannung zum zweiten Mal an diesem Abend zum Jupiter. Nur diesmal war der Anblick ein wahrer Genuss. Io und Kallisto standen zwar sehr nahe beieinander, waren aber trotzdem deutlich zu unterscheiden. Ich musste mich geradezu zwingen die Hände vom Teleskop zu nehmen um bei einer Teepause, ganz gemütlich am Tisch, der neben meinem geliebten Campingstuhl natürlich wieder mit dabei war, meine Augen etwas auszuruhen.

      Inzwischen hatte die relativ hohe Luftfeuchtigkeit erbarmungslos zugeschlagen. Die Aufsuchkarten und meine Aufzeichnungen waren klitschnass und die Okulare beschlagen. So beschloss ich noch einen kleinen Schwenk zu h+chi Persei zu machen. Das Bild, welches sich mir im 8-Zöller bot ist einfach nur als phantastisch zu bezeichnen. Die beiden offenen Sternhaufen scheinen im All zu schweben und die Sterne wirkten auf mich wie kleine, funkelnden Diamanten auf schwarzem Samt. Ich konnte mich lange nicht von diesem herrlichen Anblick losreißen.

      Zwar war mein Wunschzettel noch lange nicht abgearbeitet, doch ich dachte „less is more“ und begann langsam ans Zusammenpacken zu denken und so ging eine für mich ereignis- und erfolgreiche Beobachtungsnacht zu Ende. Bleibt mir noch zu hoffen, dass ein wenig von meiner Begeisterung zu Euch rüber gekommen ist.

      Viele Grüße
      Andreas
      Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. - Max Planck
      zeit-rahmen.bplaced.net/
    • Re: Meine erste Nacht mit „Dobby“, dem 8-Zöller

      Moin Andreas

      Schöner Bericht , danke für die lebendige Schilderung.

      Was der Spiegel kann , weiss ich ja , er hat schon einen
      Orion Premium 10" die Show gestohlen.

      Wenn auf Dauer bessere Okus da sind , und auch die
      Filterfrage gelöst ist , dann haste auf Jahre Spass mit
      dem Rohr.Es sei denn , Öffnungswahn , oder fotografische
      Ambitionen kämen als Wunsch hoch.

      Ich wünsche dir viele tolle Nächte mit dem Teleskop , und uns ,
      dass du schön fleissig alles für uns aufschreibst....

      Danke für deinen Bericht , und

      CS

      Jürgen
      CS schreibe ich nicht mehr , denn das heisst CyberSex im Inet
      Darüber könnte man ja mal diskutieren

      freien Himmel

      wünscht

      Jürgen
    • Re: Meine erste Nacht mit „Dobby“, dem 8-Zöller

      Hallo Andreas

      Schöner Beobachtungsbericht. :!:
      Ja mit so einem Dobson macht das Spechteln erst so richtig spaß.
      Finde dass es visuell keinen besseren Montierungstyp gibt. :wink:
      Auch die Optik ist meiner Meinung nach, optimal. 8“ ist schon eine schöne
      Öffnung, und mit f/5 auch noch Lichtstark und vor allem nicht so kritisch beim Justieren
      wie ein f/4.
      Wünsch dir viel Freude mit dem Teil, und vor allem viele Sternenklare Nächte.

      Gruß Stefan