Drizzeln oder nicht drizzeln...

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    • Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo,

      in Willi15s Thread kamen wir auf das Thema drizzeln. Mich hat dabei interessiert, ob sich im Normalfall, also bei eineigermassen gut abgestimmter Kombination von Teleskop und Kamera, sich durch die Drizzle-Methode bei der Bildüberlagerung ein Vorteil ergibt. Einen Nachteil hat die Methode ja: Höheren Ressourcen-Bedarf.

      Ich habe mir mal eine Aufnahme von den NGCs 4631 4627 4656 4657 zur Brust genommen, denn die hatte ich bereits durch DSS durchgejagt und daher war ein neuer Durchlauf mit aktivierter Drizzle-Option ein Klacks.

      Hier nun die Ergebnisse:


      Die linken Bilder sind jeweils ungedrizzelt, die rechten Bilder gedrizzelt, jeweils Ausschnitte. Dabei ist die obere Reihe in 100% Größe wie das RAW (also das gedrizzelte Bild wurde da verkleinert), in der unteren Reihe sind die Bilder 200% der RAW-Größe (das nicht gedrizzelte Bild wurde also doppelt so groß gemacht, das gedrizzelte Bild war ja eh' schon doppelt so groß).

      Hier bei den JPGs ist für mich praktisch gar kein Unterschied zu sehen. In den Fits-Dateien konnte man sich einbilden, dass die gedrizzelten Bilder ein bisschen schärfer waren. Das war aber minimalst, wenn überhaupt.

      Mein Fazit daher: Für meine Teleskop/Kamera-Kombi lohnt sich drizzeln nicht. Euere Meinung?

      Ach ja, EOS 1000D, Newton 200/900, 17 Bilder zu 300s

      Klaren Himmel wünscht
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo Michael,

      auch wenn Dein Beitrag schon etwas älter ist, möchte ich darauf noch Antworten und das Thema mal wieder nach "oben" bringen, da ich mich auch gerade mit dem Drizzeln in DSS beschäftige. Was bringt es wirklich? In deinen Beispielbilder kann ich keinen Vorteil erkennen. Ich lasse DSS gerade, während ich das hier schreibe einen 3x drizzel berechnen.

      Wäre schön, wenn andere User sich zu diesem Thema nochmal äußern: Bringt drizzeln etwas und wenn ja; mit welcher Teleskop/Kamera Kombination. Was sollte man eventuell noch dabei beachten?

      Gruß Willi15
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo Willi15, Michael,

      ich vermute mal, dass 17 Bilder einfach zu wenig sind um sichtbare Ergebnisse zu erzielen.

      Hier gibt es ein Beispielbild von M51 mit 100 frames: <!-- m --><a class="postlink" href="http://deepskystacker.free.fr/german/technical.htm#Drizzle">http://deepskystacker.free.fr/german/te ... tm#Drizzle</a><!-- m -->


      Grüße und klaren Himmel,
      Marcus
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo Marcus und Willi15,

      ja, mag sein, dass 17 Bilder nicht reichen, um den Effekt gut darzustellen. Den Vergleich mit M1 hatte ich aber mit 99 Bildern gemacht. Der Effekt war dort tatsächlich besser, aber für mich jetzt nicht so deutlich. Wobei ich aber eher glaube, dass durch den 2x Drizzle-Effekt ja eher das Problem entsteht, dass pro Pixel im Zielbild nur noch durchschnittlich ein Viertel der Bilder verfügbar sind: Die Bildinformation muss sich ja auf vier mal so große Fläche verteilen. Das müsste dann eigentlich das Rauschen anheben. Wenn aber andererseits bei der DSS-Beschreibung erklärt wird, dass das Rohbild vor dem Stacken einfach nur in der Größe verdoppelt wird (in jeder Dimension), dann verstehe ich den Sinn des Drizzelns gar nicht mehr: Das Ausgangsbild wird durch den Zoom verschwommener und dann werden mehrere dieser verschwommeneren Bilder gestackt. Und das Ergebnis soll dann schärfer werden. OK, durch das dann mögliche subpixelgenaue Übereinanderlegen vielleicht. Das kommt dann hin.

      Das Beispiel auf der Webseite von DSS vergleicht in meinen Augen Äpfeln mit Birnen: Das ungedrizzelte Bild wird per einfacher Pixelverdoppelung skaliert. Dass dadurch der Rastereffekt entsteht, und das durch das Drizzeln vermieden wird (dort vergrößert man vermutlich auch per Lanczos3 oder Bikubisch), ist für mich sonnenklar. Demgegenüber dann das aufwendig gedrizzelte Bild, das durch die Überlagerung dann einen weichen Übergang der Strukturen zeigt. Eigentlich sollte das nicht gedrizzelte Bild, ähnlich zu meinem Beispiel, bei der Verdoppelung die Pixel interpoliert bekommen. Dann würde der Vergleich ähnlich wie in meinem Beispiel aussehen.

      Gut, ich habe sowohl in meinen Beispielen, als auch beim DSS-Beispiel noch keine Nachbearbeitungsvergleiche gesehen. Vielleicht ist ja erst dann der eigentliche Vorteil erkennbar. Da müsste dann mal einer mit der EBV dran, der sich mit den Vorteilen von drizzle gut auskennt, um auch mal ein entsprechend gutes Beispiel auszuwählen.

      Ich daher immer noch überzeugt, dass Drizzle nur dann wirklich viel bringt, wenn die Auflösung des Teleskops (unter Berücksichtigung des Seeings) höher ist als die Auflösung des Kamerasensors. Da ist es dann so, dass durch das Verschieben des Aufnahmerasters (= Kamerachip) immer wieder andere Teile des hochaufgelösten Bildes abgetastet werden. Dabei passiert es dann, dass z.B. ein Stern haargenau in einen Pixel passt, beim nächsten mal aber zwischen den Pixeln liegt (oder zwei benachbarte Pixel nur halb so hell macht). Wenn man beim Stacken diese Info dann auf ein doppelt so großes Zielraster abbildet, können diese Informationen dazu führen, dass tatsächlich auch im Zielraster nur ein Pixel erleuchtet wird (oder halt die beiden Nachbarpixel nur deutlich geringer). Beim einfachen Stacken ginge hier Information verloren.

      Ich habe jedenfalls jetzt im Hintergrund mal die Bayer-Drizzle-Methode ausgewählt. Die macht praktisch ein Stacken, ohne vorher die Bilder debayert zu haben. Stattdessen werden die Bilder zuerst ausgerichtet und dann die Pixel direkt mit ihrer laut Bayer-Maske zugewiesenen Farbe im Gesamtbild berücksichtigt. Dabei spart man sich dann die Interpolation zwischen den einzelnen Pixel der RGGB-Matrix. Bin gespannt, was dabei herauskommt. Einstellen kann man das übrigens nur im "Raw/FITS DDP Einstellungen..."-Dialog und die Mittelungs-Methode sollte dann auf "Durchschnitt" gestellt werden, nicht mehr "Kappa-Sigma" oder sowas.

      Klaren Himmel wünscht
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Moin zusammen,

      das Thema hat mir ja nun keine Ruhe gelassen, also hab ich noch etwas rumprobiert.

      Hab noch mal M82 in einem 220 x 360 Auschnitt gestackt. Einmal 3-fach drizzlen und einmal ohne drizzlen.

      93 Lights, 124 Darks, 36 Flats, 60Bias.

      Gespeichert hatte ich die beiden Bilder in 32 Bit/rational und dann in CS5 geladen.

      Hier der zu stackende Ausschnitt:




      Größenverhältnis,...gedrizzlet / ungedrizzlet.



      Vergleich 3-fach gedrizzlet zu ungedizzletes Bild in CS5 „bilinear“ hochskaliert 32Bit Version



      Schwarzpunkt gesetzt (in beiden Bildern, an die gleiche Koordinate)



      Das Gleiche noch mal in einer 16 Bit Version:



      Hatte die bilineare Skalierung genutzt, da Bikubisch in der 32 Bit Version nicht zur Verfügung steht.

      Fazit:
      Wenn ich mir die Bilder in einer höheren Auflösung angucken, so muss ich sagen, dass der Schärfegewinn beim 3-fach drizzeln, wenn überhaupt vorhanden, nur Minimal ist (kaum erkennbar).

      Eigentlich kann man das Bild auch (in CS5) hochskalieren, der Skalierungseffekt ist nahezu der Gleiche.

      Auffällig ist, dass die Sterne beim 3-fach drizzlen teilweise nicht so rund sind, wie in der ungedrizzleten Version. :shock:


      Viele Grüße und ein schönes Wochenende

      Schubi
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Schöner Vergleich Schubi.
      Allerdings vergleichst du hier Äpfel mit Äpfeln, denn das bilineare Hochskalieren im PS ist ja so was ähnliches wie das drizzeln. Dadurch ist dann das Resultat auch zemlich identisch.
      Ich hab noch mal im Netz geforscht und bin hier fündig geworden (leider komplett in Englisch).

      Ein wichtiger Fakt daraus: drizzeln bringt nur was bei Bildern, die "undersampled" sind. Zur Erläuterung ein Link auf die Baader Seite dazu . Bei Aufnahmen mit einer DSLR oder hochauflösenden CCD (so wie bei vielen hier bei uns) bringt da wohl das Drizzeln nicht mehr viel oder auch gar nichts dazu. Interessant wäre das dann mal mit Aufnahmen einer Webcam oder weniger hoch auflösenden. Da soll das reichlich was bringen (immer vorausgesetzt, gaaaaanz viele Bilder). Und das es was bringt, das zeigen ja in Perfektion die Hubble Bilder (die Nasa hats ja wohl dafür "erfunden")
      Viele Grüße aus dem Teutoburger Wald
      und immer CS

      Wolfgang
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo Wolfgang,

      danke für die Links. Der von Baader ist sehr interessant,..den Anderen muss ich mir noch übersetzten lassen.

      "wolf_oerl" schrieb:

      Allerdings vergleichst du hier Äpfel mit Äpfeln


      Ja, ist ein Vergleich Äpfel mit Äpfeln,...oder besser gesagt ein Vergleich zweier ähnlicher Apfelsorten ;)

      Hatte bisher kleine Ausschnitte immer gedrizzlet, bis ich gestern Abend gemerkt hatte, dass es im Prinzip nichts anderes ist, wie ein hochskalieren in CS5. Das wollte ich damit sagen.

      "wolf_oerl" schrieb:


      Bei Aufnahmen mit einer DSLR oder hochauflösenden CCD (so wie bei vielen hier bei uns) bringt da wohl das Drizzeln nicht mehr viel oder auch gar nichts dazu.


      Ein bisschen bringt das drizzlen oder „hochskalieren", bei einer DSLR schon, wenn man kleine Objekte (Ausschnitte) bearbeitet. Sonst würde das so aussehen, wie auf der linken Seite des Bildes.
      Linke Seite nur „gezoomt“,...rechte Seite hochskaliert.
      Oder sehe ich das falsch?



      "wolf_oerl" schrieb:


      Interessant wäre das dann mal mit Aufnahmen einer Webcam oder weniger hoch auflösenden. Da soll das reichlich was bringen (immer vorausgesetzt, gaaaaanz viele Bilder). Und das es was bringt, das zeigen ja in Perfektion die Hubble Bilder (die Nasa hats ja wohl dafür "erfunden")


      Das wäre wirklich mal interessant. Nächstes Mal werde ich mit meiner Watec mal ein paar Aufnahmen machen, da ist die Auflösung ja nicht so hoch.

      Viele Grüße

      Schubi
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo Schubi,

      guter Vergleich, ähnlich wie meiner, bestätigt also den Versuch ganz gut. Eine leicht höhere Schärfe sehe ich schon bei den gedrizzelten Bildern.

      Der Vergleich mit dem einfach hochgerechneten bzw. skalierten/gedrizzelten Bild sehe ich genauso. Da sind es dann Äpfel mit Birnen.

      Hallo Wolfgang,

      ja, Drizzle und die Skalierungsmethoden ähneln sich sehr, allerdings ist beim Drizzle der Aufwand bei jedem Einzelbild zu machen, wohingegen die Skalierung am Ende nur einmal gemacht wird -> braucht wesentlich weniger Ressourcen (Speicher, Zeit). Bei vergleichbarem Ergebnis ist letzteres für mich daher vorzuziehen, falls man größere Bilder braucht.

      Ob es nun einen Vorteil bringt, hochskalierte Bilder durch die EBV zu jagen und am Ende wieder herunter zu skalieren, weiß ich nicht. Würde mich aber eher wundern, weil durch das Hin- und Herskalieren ja auch eher wieder Information verloren geht.

      Für mich ist das Ergebnis der Tests eigentlich ein erfreuliches: Unsere Teleskope und Kameras sind relativ gut aufeinander abgestimmt, wir sind eher oversampled als undersampled und können uns daher aufwendige Methoden wie Drizzle sparen.

      Klaren Himmel wünscht
      Michael
      Der Weg ist das Ziel!
    • Re: Drizzeln oder nicht drizzeln...

      Hallo Michael,

      "astromr" schrieb:


      Ob es nun einen Vorteil bringt, hochskalierte Bilder durch die EBV zu jagen und am Ende wieder herunter zu skalieren, weiß ich nicht.


      Hochskalieren bringt m.E.schon etwas, aber nur bei kleinen Ausschnitten. Es macht die EBV für mich um einiges leichter und ist für einen späteren Ausdruck evtl. von Vorteil.
      Runterskalieren ist dann ausschließlich für´s Forum ;)

      Viele Grüße

      Schubi