Neuvorstellung

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    • Neuvorstellung

      Hallo,

      ich bin Christian und neu im Forum. Besonders interessiert mich am Forum einmal der Aspekt Balkonsternwarte (bei mir sind es eher zwei Dachfenster) und dann hat mich ein Beitrag von Pegasus über Spektroskopie (Ein Spektroskop - was tun damit ?) angelockt.

      Ich bin seit Anfang 2025 im Ruhestand, vorher habe ich als Physiker in den letzten Jahren hauptsächlich im Bereich optische Spektroskopie gearbeitet. Als Rentnerhobby habe ich jetzt mit der Astrofotographie angefangen, allerdings habe ich als Neueinsteiger bisher kaum Erfahrung.

      Für die Astrofotographie habe ich einmal ein 8‘‘ Newton (Omegon ProNewton N 203 /1000) mit einer selbstbau azimutalen Montierung und dann als Reiseteleskop ein kleines Mak (SkyWatcher Skymax 102) an eine azimutale Bresser-GoTo-Montierung gefrickelt.

      Da ich beruflich mit Spektroskopie zu tun hatte, würde mich auch eine Verbindung beider Themen interessieren. Dafür gibt es zwei Bastel-Spektrometer, einmal fasergekoppelt mit einem 10 cm Gittermonochromator und dann einen 20 cm Monochromator mit einem Auflichtmikroskop. Eine Idee ist, für die Spektroskopie eine Faser mit einem Spiegel in den Strahlengang vor die Kamera am ProNewton zu setzen und das Licht dann in eine Spektrometer zu leiten. Die Spektrometer tun halbwegs, die Ankopplung ist allerdings erst in einem frühen Planungsstadium.

      Viele Grüße aus Lüneburg (nahe Hamburg)
      Christian
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    • Hallo Christian!
      Ein herzliches Willkommen hier im Forum! Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl.
      Dein Hauptaugenmerk liegt auf der Spektroskopie? Leider kann ich da nicht mitreden, da dies nicht mein "Fachbereich" ist. Ich bin da ehr bei Mond- und Planetenfotografie.
      Hier werden sich aber in Bezug auf Spektroskopie bestimmt Gesprächsthemen entwickeln.
      Aber trotzdem: Interessante Gerätschaften hast du dir da gebaut!
      Vielen Dank fürs Vorstellen und bis dann!
      Viele Grüße,
      Micha

      "Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten!"- Karat, Der Blaue Planet, 1982
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    • Hallo Christian,

      auch von mir ein herzliches Willkommen bei den Balkonauten.
      Zwei Dachfenster, das ist ja nun schon Balkonautik extrem. ;)

      Das sind je beeindruckende Selbstbauten die Du hier vorstellst; das fasergekoppelte Spektrometer ist sicher für Astroanwendungen sehr interessant, ich bin sehr gespannt wie es da bei Dir weitergeht. Was machst Du aktuell mit dem Mikroskop-Spektrometer ?

      Wie Du schon gesehen hast nutze ich einen DADOS-Spektrograph. Wenn es sich ergeben sollte daß sowohl freie Zeit als auch gutes Wetter korrelieren plane ich die spektroskopische Beobachtung von T CrB, bei dem ein Novaausbruch bevorstehen könnte. Ich sollte ihn vorher mit dem 900 l/mm Gitter bestücken.
      Dieser Stern hat auch wieder mein früheres Interesse an den Veränderlichen aufgeweckt, ich werde mich wohl intensiver in die Photometrie-Software einarbeiten müssen

      Ansonsten bin ich fototechnisch vor allem an der Sonne interessiert, sehr gerne auch Mond und Planeten. Deep Sky Astrofotografie interessiert mich nicht so sehr.
      Was möchtest Du denn fototechnisch machen ?

      Ich hoffe, Du wirst Dich hier wohlfühlen ! Bis dann !
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Grenzenloses Staunen . . . .
    • Hallo Christian!


      Ja, Pegasus Thread "Ein Spektroskop - was tun damit?" hat genau gerade vor Dir schon einen Anderen "komischen Spektroskopie-Intetessierten" ;) ;) hier ins Forum gelockt, nämlich mich. Du musst nämlich wissen, Spektroskopie ist allgemein in Astroforen sehr exotisch. 98% machen entweder Pupillenbeobachtung oder Fotos.

      Ein ausgebildeter, strukturierter PHYSIKER wäre sicher auch eine große Bereicherung für dieses Forum. Ich selbst bin hier - wie die meisten Anderen? - als Datenwissenschaftler auch fachfremd. Deshalb glaube ich, Du wirst uns beim Fachwissen - insbesondere wenn es um physikalische und optische Effekte geht, nach kurzer Einarbeitung sicher schnell überholen.

      Aber ein Hobbyforum besteht ja nicht nur aus Fachwissen ...

      Also herzlich willkommen auch von mir.


      @Die Anderen
      Wenn der neue optische PHYSIKER etwas sagt, könnt Ihr immer erstmal davon davon ausgehen, dass es stimmt. Ihr habt gerade einen neuen MEGA-EXPERTEN für Eure Fragen gewonnen. Herzlichen Glückwunsch.
    • @Micha
      Danke für das freundliche Willkommen.

      > Interessante Gerätschaften hast du dir da gebaut!
      Danke, basteln ist für mich Teil des Hobbies, dabei lernt man viel und wenn mal was funktioniert macht das Benutzen noch mehr Spaß.

      @Martin
      Dir auch meinen Dank für das freundliche Willkommen.

      >Was machst Du aktuell mit dem Mikroskop-Spektrometer
      Im Moment wird viel Umgebaut, hauptsächlich in Richtung Automatisierung. Zum Beispiel gibt es zur Beleuchtung einmal eine LED (Mikroskopie) und dann einen Laser (Spektroskopie). Das Umschalten geht zur Zeit noch manuell über eine Art Periskop. Jetzt habe ich dafür eine genauere und motorisierte Version gebaut. Die ist aber noch nicht eingebaut und muss auch noch in die Steuersoftware integriert werden (selbstgeschrieben in Python).
      Das Spektrometer habe ich in der Corona-Zeit hauptsächlich aus Resten gebastelt, als wir 9 Monate im Lockdown nicht in die Labore durften. In der Zeit habe ich damit einen Online-Praktikumsversuch an nanostrukturierten Halbleiter-Oberflächen durchgeführt. Das hat viel Spaß gemacht und die Studenten konnten trotz Lock-down eigene Messungen machen.
      Aktuell überlege ich, das System auf Raman-Spektroskopie umzurüsten. Dafür soll der Filter zum Blocken der Laserlinie einstellbar und auch motorisiert werden. Ziele sind neben Oberflächen von z.B. Mineralien auch Flüssigkeiten (z.B. Single-Malt Whisky...). Für die Flüssigkeiten soll auch eine Einkopplung über Glasfasern angebaut werden, das war dann auch der Startpunkt für die Idee zur Kombination mit einem Teleskop.

      Leider ist das Spektrometer ziemlich groß und schwer, OK für einen Festeinbau zu Hause, aber ungünstig fürs Transportieren. Daher habe ich noch aus einem alten Horiba Monochromator ein deutlich kleines Spektrometer aufgebaut, allerdings eher unempfindlich mit einer einfachen USB-Kamera als Detektor. Das hat aber schon eine funktionsfähige Faserkopplung.

      Vermutlich wird das ganze zu unempfindlich für Nebel und Galaxien, die mich fotografisch interessieren. Sterne sollten aber möglich sein. Von daher finde ich Deinen T CrB mit dem vorhergesagten Novaausbruch sehr spannend. Bin hoffentlich bis dahin soweit fertig.

      >Wie Du schon gesehen hast nutze ich einen DADOS-Spektrograph
      Ich habe mir bei Baader einige Unterlagen dazu angeschaut. Sieht nach einem sehr spannenden System aus. Vor allem der einfache Anbau direkt an ein Teleskop ist wohl ein großer Vorteil und vermutlich gut für eine hohe Intensität. Aus den Unterlagen habe ich den Aufbau allerdings nicht ganz verstanden. Hat der DADOS-Spektrograph ein Reflexions- oder Transmissions-Gitter?

      Laut Baader hat das Standard Gitter 200 Linien/mm. Mit den geplanten 900 Linien/mm sollte die minimale Linienbreite schon erheblich schmaler sein, aber der spektrale Bereich leider auch. Wie genau kann man das Gitter drehen und muss es dann jedes mal neu kalibriert werden?

      Du hast auch geschrieben, das DADOS-Spektrograph muss für jede Temperatur neu kalibriert werden. Das ist schon einiges an Arbeit. Was bei mir ganz gut geht ist eine kleine Energiesparlampe (z.B. Amazon: Megaman Spiralform 8 W Leuchtstofflampe) als Kalibrierquelle, die hat viele Linien die alle gut bekannt sind.

      Deine Software Tipps finde ich auch interessant und muss die mal ausprobieren. Ich habe das meiste in Python selbst programmiert. Damit hat man zwar viel Kontrolle, aber auch viel Arbeit.

      Viele Grüße
      Christian
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    • Hallo Christian,

      das sind enorm spannende Themen mit denen Du Dich beschäftigst !
      Bislang habe ich niemanden kennengelernt der sich zuhause, privat mit Raman-Spektroskopie beschäftigt.
      Inwiefern interessiert Dich die Raman Spektroskopie an Single Malt Whisky ? Bislang analysiere ich ihn eher mit Nase und Zunge und das gerne - in Maßen.
      Ich bin wirklich sehr gespannt wie Du Dein Equipment astronomisch einsetzen wirst !

      Die Kombination von Laser und Mikroskop kenne ich von früherer Tätigkeit am Confokalen Laser Scanning Mikroskop.

      Du hast ein paar Fragen zu DADOS gestellt.
      Ich wollte schon lange spektroskopisch tätig werden und irgendwann war ein dafür brauchbares Gerät für mich finanziell erreichbar; damals kostete der Dados mit drei Gittern ca. 2300 Euro. Das ging gerade so.
      Zum Aufbau: Der erste Würfel (DADOS :D ) enthält das Spaltplättchen mit Spaltbeleuchtung und Spaltokular/-kamera, der zweite enthält den Kollimator, das per Mikrometerschraube verstellbare Reflexionsgitter und das Objektiv mit Fokussierungsmechanik.
      Das Gitter ist austauschbar, im Bereich H-Alpha kann ich bis 1200 l/mm nutzen. Damit wird der dargestellte Spektralbereich natürlich deutlich schmaler bei steigender spektraler Auflösung.
      Für das 900 l/mm Gitter berechnet R=3900 bei 561 nm. Es wurden praktisch schon höhere Auflösungen erzielt. Mit dem 1200 l/mm Gitter wurden bereits erfolgreich Radialgeschwindigkeitsmessungen an Sternen von Amateuren durchgeführt.
      Jede Messung muß kalibriert werden, ich nutze neben einer He-Ne-Lampe zwei Glimmstarter die aufgrund der Gasfüllung weitere Linien vor allem im kurzwelligeren Teil des Spektrums bereitstellen. Die Kalibrierung muß unter den gleichen Bedingungen wie die Messung selbst durchgeführt werden um Auswirkungen von Temperatur und mechanischen Einflüssen unter Messbedingungen zu erfassen. Die thermischen Einflüsse kann ich bereits am 200 l/mm Gitter beobachten.

      Softwaremäßig nutze ich bislang BASS, beginne mich aber gerade sehr für SpectroCalc2 zu interessieren.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Grenzenloses Staunen . . . .
    • Hallo Martin,

      vielen Dank, an BASS bin ich auf die Schnelle nicht ran gekommen (groups.io/ nur mit Anmeldung ... ) aber SpectroCalc2 sieht gut aus und ich schaue es mir mal an.

      Confokale Laser Scanning Mikroskope sind tolle Teile, wir hatten leider nie eins. Mein Bastel-Mikroskop ist zwar konfokal mit einem Strahlteiler, aber der Laser ist "fest" und beleuchtet immer die gleiche Position. Allerdings ist die Probenbühne motorisiert, so dass auch größere Proben automatisiert abgebildet und spektroskopiert werden können.

      Wie sieht ein Kamera-Bild von Deinem Dados aus?

      Im Anhang ein paar Beispiele von meinen Monos. Einmal der 20cm Mono mit einem Ausschnitt vom Kamerabild und Spektrum (Objektiv 80x,Kamera ASI-1600MM) von einem reflektierten Laser und einem Probenfeature. Das Kamerabild zeigt horizontal die spektrale Zerlegung und vertikal die räumliche Position. Da nur der vom Laser beleuchtete Bereich leuchtet, ergibt sich ein horizontaler "Strich" mit der Breite des Laserspots. Der 10cm Mono mit der Faserkopplung wird über die gesamte Chipfläche aber nicht sehr homogen ausgeleuchtet. Das Beispiel mit der Megaman Energiesparlampe zeigt eine vertikale Krümmung, die aber mit der Software automatisch korrigiert wird.

      Wenn der Spektralbereich größer werden soll, wird bei beiden Monos das motorisierte Gitter nach jedem Einzelbild automatisch weiter gedreht. Allerdings ist das Zusammenfügen der Spektren von verschiedenen Einzelbildern schwierig und macht gerne mal Artefakte.

      Falls Dein Dados ähnliche Kamerabilder macht, könnte ich mal schauen, was meine Software aus einem Deiner Bilder machen würde.
      Bilder
      • Mono20cm,Laser.jpg

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      • Mono20cm,QDs.jpg

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      • Mono10cm,Megaman.jpg

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      • Mono10cm,Megaman,corr.jpg

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    • Pegasus schrieb:

      Bislang habe ich niemanden kennengelernt der sich zuhause, privat mit Raman-Spektroskopie beschäftigt.
      Inwiefern interessiert Dich die Raman Spektroskopie an Single Malt Whisky ? Bislang analysiere ich ihn eher mit Nase und Zunge und das gerne - in Maßen.
      Ich bin wirklich sehr gespannt wie Du Dein Equipment astronomisch einsetzen wirst !
      (...)

      Ich könnte Euch aus meinem Fundus auch noch einen Hamamatsu Röntgen Scintilator mit 2x 3KV Spellman Safety Transformator dabei legen, dann hättet Ihr das Massenspektrometer zur vollständigen Untersuchung des Single Malts schon fast komplett.

      ;)
    • Das mit dem Single Malt Whisky war eher ein Joke, passiert wenn man in netter Runde zu viel davon konsumiert. Die Frage war, ob man Geschmacksnuancen wie rauchig, torfig auch messen. Dafür bedarf es aber einer chemischen Analyse der Zusammensetzung und das ist optisch nicht so einfach. Kollegen von mir arbeiten mit Raman an Plastikpartikeln im Meereswasser und können die tatsächlich sehr schnell zählen und auch die Zusammensetzung bestimmen. Aber das fasergekoppelte Spektrometer ist dazu bei weitem nicht empfindlich genug und das andere noch nicht umgebaut.
    • Hallo Christian,

      für den Single Malt würde ich neben einem Massenspektrometer vor allem auch einen Gaschromatograph zum Einsatz bringen.

      Allerdings bevorzuge auch ich das persönliche Verkosten. 8)

      Gerne stelle ich Dir Bilder zur Verfügung die ich mit dem Dados aufgenommen habe. Ich hole das dann aber lieber in einen eigenen Thread, das sprengt ja so langsam den Rahmen der Neuvorstellung.
      Gib mir aber eventuell Zeit bis morgen Abend, ich bin leider noch länger nicht im Ruhestand.
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Grenzenloses Staunen . . . .
    • AstroFun schrieb:

      Das mit dem Single Malt Whisky war eher ein Joke, passiert wenn man in netter Runde zu viel davon konsumiert.

      Iwo kein Joke.

      ZUERST gleichen wir das Massensprektrometer in WIEDERHOLTEN VERKOSTUNGEN ganz genau auf den menschlichen Single Malt Geschmackssinn ab.

      UND DIREKT IM ANSCHLUSS messen wir das Halo der Milchstraße gerade noch spektrometrisch auf dunkle Materie durch.

      Hört sich doch an wie ein perfekter Plan, oder nicht?

      ;) ;) ;)
    • Ich habe eine Frage an den Physiker. Aus den Beobachtungen unserer Umwelt ergeben sich oft Effekte, die wir nicht erklären können. Und diese fehlende Erklärbarkeit QUÄLT UNS DANN. Z.B. das Zersplittern der Spaghetti beim Durchbrechen auf Kochtopfgröße.

      Ich habe den "Fehler" gemacht, physikalische und astronomische Bücher zu lesen. Unter anderem mehrere Bücher zu Spektroskopie und Spektrallinien von Elementen, "Die Entdeckung unserer Milchstraße" (Harald Lesch) und mehreres von Hawking. Da steht in meinen einfachen Worten zu Spektrallinien etwa folgendes drin. Eine Spektrallinie eines Elements oder Moleküls entsteht dadurch, dass ein Element/ Molekül in einem bestimmten breiten Wellenlängebereich elektromagentische Strahlung aufnimmt (absorbierende Spektrallinie) und die aufgenommene Energie durch die Diskretisierug der unteilbaren Quantenenergieniveaus eben nicht wieder gleichmäßig sondern auf einen oder mehrere Wellenlängebereiche konzentriert wieder ab gibt (emittierende Spektrallinie). Besipiel: Wenn ich im Wald ein grünes Blatt am Baum sehe, erscheint das Blatt eben deshalb in der Farbe grün, weil es gleichmäßig verteiltes weißes Licht unterschiedlicher Wellenlängen aufnimmt (absorbiert) aber hauptsächlich nur Licht der Wellenlänge wieder abstrahlt (emittiert), die der Farbe grün entspricht. Und wenn man sich irgendetwas mit einer Farbe anpinselt, dass ist das ganz genauso, nur dass die abgestrahlten Wellenlängen nicht Farbe grün entsprechen, sondern blau, rot oder grün und Mischungen davon. So weit so einfach.

      Nun ist der Wellenbereich der elektromagnetischen Wellen ja sehr viel größer als das sichtbare Licht. In der Wellenlänge abwärts schließen sich die energiereicheren UV-Strahlung, Röntgenstrahlung und Gammastrahlung an das sichtbare Licht an. In der Wellenlänge aufwärts schließen sich die energieärmeren Infrarotstrahlung, Mikrowellenstrahlung und irgendwann Radiowellenstrahlung an. Das Energieniveau der Strahlung geht parallel zur Frequenz, welche der Kehrwert der Wellenlänge ist. So weit so einfach.

      Wir wissen außerdem noch folgendes über Materie aus Elementen und Molekülen. Sobald sich Materie durch Bestrahlung irgendeiner Wellenlänge auf eine Temperatur aufheizt, die leicht höher ist als ihre Umgebungstemperatur, fängt sie an thermische Infrarotstrahlung abzustrahlen. Wenn man es - als Nicht-Physiker - nicht ganz so genau nimmt, könnte man sagen, jede Materie die wir Menschen jemals kennen gelernt haben, hat eine Emissionslinie im thermischen Infrarotbereich. Das Universum ist vom Leuchten der Sterne und dem Gamma-Beam der schwarzen Löcher recht gut von Strahlung unterschiedlicher Wellenlängen durchflutet. Wenn man das Halo unserer Milchstraße (die räumliche Kugel um die Galaxiescheibe herum) auf thermische Infrarotstrahlung untersucht, kommt man zu dem Ergebnis, dass es außerhalb der Bereiche, wo das zentrale schwarze Loch wie verrückt Gammastrahlung nach oben und unten rauspustet, kaum thermische Infrarotstrahlung gibt. Das würde nahelegen, dass es im Halo unserer Milchstraße auch nur sehr wenig Materie gibt. (Und wenn andere Galaxien so aufgebaut wären wie unsere Milchstraße, dann gäbe es auch in derem Halo nur sehr wenig Materie.) So weit so einfach.

      In den 60er und 70er Jahren haben Astronomen die Bahnen der Galaxien beobachtet und dabei eine Entdeckung gemacht. Zwischen den Galaxien gibt es Kräfte, die sich nicht aus der Gravitation der beobachtbaren leuchtenden Materie erklären lassen. Sie haben daraus gefolgert, dass in den Galaxien weitere nicht-leuchtende Materie, sogenannte dunkle Materie, geben müsste, die die anderen 80% der Kräfte verursacht. So weit so gerade noch einfach.

      Wenn man es sich aber genauer anschaut, dann müsste etwa 2/3 der unerklärten Kräfte abstoßend und nur ein 1/3 der Kräfte anziehend sein. Wir kennen aber nur anziehende Gravitationskräfte. Außerdem haben wir in der Quantenphysik mittlerweile einen in sich logisch abgeschlossen Zoo von Teilchen gefunden, das sogenannte Standardmodell. Es hat schon tausende an experimentellen Prüfungen erfolgreich überstanden. Die vermutete dunkle Materie der Astrophysiker steht vollkommen außerhalb der Teilchen des Standardmodells. Im Endeffekt müsste es den ganzen Zoo an Teilchen nochmal in dunkle Materie Version geben. Aber bisher haben wir noch nicht eins dieser dunklen Materie Teilchen finden können. So weit so schon nicht mehr ganz so einfach.

      Nun endlich meine Frage.

      Müsste die richtige Schlussfolgerung aus den unerklärten Kräften zwischen den Galaxien nicht lauten, dass es noch EINE WEITERE BISHER UNBEKANNTE KRAFT gibt aber nicht weitere unbekante Materie? Oder anders gefragt. Wie hoch ist die ungefähre Wahrscheinlichkeit in Prozent, dass es dunkle Materie überhaupt gibt?

      [Ich möchte noch hinzufügen, dass es mir NICHT darum geht, zu testen wie schlau Du bist. (Denn Du bist in diesen Sachen sowieso schlauer als ein Nicht-Physiker.) Vielmehr hat man als Nicht-Physiker eben nicht so oft die Gelegenheit einem echtem Physiker eine möglicher Weise dumme Laienfrage zu stellen. Aber es quält einen trotzdem.]
    • Hallo Christian!


      AstroFun schrieb:

      Als Rentnerhobby habe ich jetzt mit der Astrofotographie angefangen, allerdings habe ich als Neueinsteiger bisher kaum Erfahrung.
      Natürlich interessiert uns auch, ob du schon etwas praktische Erfahrung sammeln konntest! Möchtest du dich da ehr auf die Spektroskopie festlegen oder ist da auch noch anderes geplant?
      Durch das Dachfenster ist natürlich immer so eine Sache. Da fängt man sich leicht lokales Seeing ein. Bei mir reicht das manchmal schon, wenn ich vor der Garageneinfahrt stehe und das Garagentor noch auf habe.
      Auf jeden Fall hast du deine Teleskope schon mit ordentlich Kameratechnik ausgestattet. Sollte es DS-Fotografie werden, kommt bei deiner (schönen!) selbstgebauten ALT-AZ-Montierung irgendwann das Thema Bildfelddrehung, da würde ich
      dann ehr in Richtung lucky imaging gehen. Der kleine MAK würde sich auf Grund der Brennweite (1,3m?) gut an Mond und Planeten machen, für DS wirds eventuell mit dem Licht knapp.


      heiko schrieb:

      Wenn der neue optische PHYSIKER etwas sagt, könnt Ihr immer erstmal davon davon ausgehen, dass es stimmt. Ihr habt gerade einen neuen MEGA-EXPERTEN für Eure Fragen gewonnen.
      Natürlich ist jeder, der hier ins Forum findet, eine Bereicherung. Und gerade in dem 2%-Thema Spektroskopie ist Christian mit seinem beruflichen Background sicherlich fachkompetent.
      Allerdings ist es so, dass uns der berufliche Hintergrund in diesem Forum ehr weniger interessiert. Ob Lehrer, Ingenieur, Bauer oder Verkäufer, uns verbindet die Astronomie und wir schöpfen aus dem
      teils in jahrzehnten angesammelten praktischen und theoretischen Fachwissen.
      Und ein Physiker ist ja auch nicht automatisch ein Astrophysiker (nicht böse gemeint, Christian!), daher finde ich die obige Aussage spannend, da du unseren beruflichen Background vermutlich nicht kennst.

      heiko schrieb:

      Ich selbst bin hier - wie die meisten Anderen? - als Datenwissenschaftler auch fachfremd
      Wenn sich jemand über Jahre oder Jahrzehnte theoretisches wie praktisches astronomisches Fachwissen angeeignet hat, würde ich das jetzt nicht als "fachfremd" bezeichnen.

      Bis dahin!
      Viele Grüße,
      Micha

      "Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten!"- Karat, Der Blaue Planet, 1982
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mic ()

    • Hallo Micha,

      > Durch das Dachfenster ist natürlich immer so eine Sache.
      Im Notfall ist da noch ein Garten, aber bisher war das Dachfenster OK und das Aufbauen geht auch viel schneller. Mir geht es zu Zeit ums Üben und Ausprobieren und das geht sehr gut mit der Fensterbank-Halterung und dem Skymax.

      >Da fängt man sich leicht lokales Seeing ein.
      Und da ist dann auch noch die freundliche Straßenbeleuchtung die ganze Nacht durch. Zum Glück noch keine LEDs, will mal testen ob Filter was bringen.

      >Allerdings ist es so, dass uns der berufliche Hintergrund in diesem Forum ehr weniger interessiert
      Sehe auch auch so. Mittlerweile bedaure ich, das hingeschrieben zu haben.

      >Sollte es DS-Fotografie werden, kommt bei deiner (schönen!) selbstgebauten ALT-AZ-Montierung irgendwann das Thema Bildfelddrehung,
      DS-Fotografie finde ich schon spannend. Leider fängt ab ca. 10 S Belichtungszeit die Bildfeldrehung an zu stören, das war mir beim Entwurf der Montierung noch nicht klar. Ich hatte ursprünglich vor, die Bilder per Software zu drehen. Das geht auch, aber fürs Stacking benötigt man deutliche Sterne als Marker und bei kurzen Belichtungszeiten sieht man die nur bei maximalem Kamera-Gain. Und dann ist der Kontrast der Kamera schlecht. Ich bin am überlegen, ob ich mir dagegen einen Bildfeldrotator für die Kamera zulege oder versuche was zu bauen. Lucky imaging wäre auch eine Möglichkeit, aber bei mir benötigt der Datentransfer eines Kamerabildes ca. 2 Sekunden, das bremst ziemlich. Die Spektroskopie sollte aber auch so gehen, wenn der zu untersuchende Stern "in der Mitte" sitzt.

      > Der kleine MAK würde sich auf Grund der Brennweite (1,3m?) gut an Mond und Planeten machen, für DS wirds eventuell mit dem Licht knapp.
      Vermutlich hast Du recht, will es aber trotzdem mal versuchen. Es geht mir nicht so sehr um die besten möglichen Fotos, sondern um Spaß beim Ausprobieren. Aktuell sitzt der MAK auf einer sehr einfachen GoTo ALT-AZ-Montierung und die Kombination von wenig Lichtstärke und nur kurzen möglichen Belichtungszeiten ist schon ungünstig. Trotzdem kann man einige DS-Objekte sehen, im Anhang einer meiner ersten Versuche (M51 mit insgesamt nur 5 Minuten Belichtungszeit, 30 x 10s). Für längere Belichtungszeiten versuche ich gerade für den MAK eine Selbstbau parallaktische Montierung zu basteln, ausgehend von 2 alten Präzisions-Drehbühnen.

      Hallo Heike,
      > wenn der neue optische PHYSIKER etwas sagt, könnt Ihr immer erstmal davon davon ausgehen, dass es stimmt.
      Eher nicht. Ich war Spezialist für ein bestimmtes Thema. Bei allen anderen Themen kenne ich mich nicht besser aus, als die anderen Mitglieder im Forum. Außerdem fehlt mir die praktische Erfahrung.

      Viele Grüße
      Christian
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    • Hallo Balkonauten,

      mic schrieb:

      Allerdings ist es so, dass uns der berufliche Hintergrund in diesem Forum ehr weniger interessiert. Ob Lehrer, Ingenieur, Bauer oder Verkäufer, uns verbindet die Astronomie und wir schöpfen aus dem
      teils in jahrzehnten angesammelten praktischen und theoretischen Fachwissen.
      So sehe ich das auch. Egal wo wir herkommen, auch beruflich, so verbindet uns alle das große Interesse an an einem faszinierenden Fachgebiet.
      Es ist auch egal, auf welchen Wegen wir uns den Sternen, dem Universum und dem ganzen Rest nähern, wir alle bringen unsere Erfahrungen mit ein und wir alle können voneinander profitieren und lernen.

      AstroFun schrieb:

      >Allerdings ist es so, dass uns der berufliche Hintergrund in diesem Forum ehr weniger interessiert
      Sehe auch auch so. Mittlerweile bedaure ich, das hingeschrieben zu haben.
      Mußt Du nicht, bei vielen von uns ist es ja auch im Profil sichtbar.
      Bevor ich aus persönlichen Gründen in den medizinischen Bereich und dort auch in die Breitenausbildung wechselte hatte ich vom Studium her und beruflich auch mit Spektroskopie und natürlich den physikalischen HIntergründen zu tun. Es ist allerdings einige Zeit vergangen, seit ich das gemacht habe und bevor ich das jetzt auch in´s Hobby geholt habe.
      Ah ja, weil Du den Whisky angesprochen hast: Ich denke da an ein Verfahren, das im Rahmen der Glykol-Panscherei an Rotwein entwickelt wurde um per NMR-Spektroskopie schnell und automatisiert den Wein testen zu können. :thumbup:
      Alles Gute und klaren Himmel wünscht

      Martin

      Grenzenloses Staunen . . . .
    • Hallo Christian!
      Na, da erste Bild ist im Kasten, erkennbar Whirlpoolgalaxie, super! Nun kommen die Feinheiten :D


      AstroFun schrieb:

      Ich bin am überlegen, ob ich mir dagegen einen Bildfeldrotator für die Kamera zulege oder versuche was zu bauen.
      Deine Selbstbaumontierung schreit ja gerade nach einem eigenen Thread! Möglicherweise würde eine Art Polhöhenwiege das Problem lösen und aus der Alt-AZ eine "richtige" parallaktische Montierung machen.
      Einzig das Einnorden würde möglicherweise ohne Polsucher (und möglicherweise ohne Sicht auf Polaris) ein Problem werden. Aber da gibts auch Möglichkeiten (Einscheinern)
      Was EAA betrifft: Obwohl das nicht mein Metier ist, habe ich da auch schon einige Gehversuche unternommen, mit der Celestron 2SE ALt-AZ und nem 66/400 Apo und sogar mit meinem 12" Dobson auf selbstgewerkelter Nachführplattform.
      Und das Ganze mit einer IMX290-Planetenkamera. Und ich muss sagen, das hat gar nicht so schlecht funktioniert. SharpCap hatte immer genug Sterne, den Gain brauchte ich nur zum Auffinden aufdrehen und zum Schluss lief das Ganze sogar mit Plate-Solving und automatischem Realigment.

      Der Whirlpool ist mit dem kleinen 66/400 ED-Apo auf der Alt-AZ: Montierung entstanden:

      110 Minuten Gesamtintegrationszeit bei ich glaube 2 Sekunden Subframes.

      Und ich habe auch einen 90/1200 MAk, den ich natürlich auch mal für EAA benutzen wollte. Bei F13,3 musst du den Gain (wie du ja auch festgestellt hast) so weit hochdrehen, damit SharpCap Sterne findet, dass die Subframes vor Rauschen eigentlich unbrauchbar sind.

      Wenn du DS-Fotografie per EAA mit der Alt-Az ins Auge gefasst hast, dann würde ich dir den Rat geben, den MAK gegen einen kleinen f/6-Apo zu tauschen.
      Viele Grüße,
      Micha

      "Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten!"- Karat, Der Blaue Planet, 1982
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    • mic schrieb:


      AstroFun schrieb:

      Ich bin am überlegen, ob ich mir dagegen einen Bildfeldrotator für die Kamera zulege oder versuche was zu bauen.
      Deine Selbstbaumontierung schreit ja gerade nach einem eigenen Thread! Möglicherweise würde eine Art Polhöhenwiege das Problem lösen und aus der Alt-AZ eine "richtige" parallaktische Montierung machen.(...)

      Ich hätte theoretisch schon eine Polhöhenwiege da. Sie hat auch reichlich Traglastreserven. Aber die Anschlüsse passen nicht.